Wie oft sollte eine neue Version der Software erscheinen? Und wovon hängt es ab, ob kurze oder lange Release-Zyklen gewählt werden sollten? In diesem Artikel möchte ich einige Argumente für und gegen lange bzw. kurze Veröffentlichungs-Zyklen beschreiben. Das Thema ist aktueller denn je. Beispielsweise haben die Entwickler des beliebten Internet-Browsers Mozilla Firefox vor einiger Zeit entschieden, dass die vor wenigen Tagen veröffentlichte Version 4 die letzte große Version sein soll. Von nun an soll alle 16 Wochen eine neue Version von Firefox erscheinen. Im ersten Teil des Zweiteilers geht es um die Vorteile kurzer Versionsabstände.

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Wie sich die Zeiten geändert haben

Als Software noch auf CDs oder Disketten ausgeliefert wurde, erübrigte sich die Frage nach dem geeigneten Release-Zyklus eigentlich. Es hat keinen Sinn, alle paar Monate neue CDs pressen und Cover designen zu lassen, obwohl sich seit der letzten Version nicht sehr viel geändert hat. Zwischen den einzelnen Versionen lagen daher oft Jahre. Auch noch heute erscheint Software, die über optische Datenträger verbreitet wird, meist nicht öfter als einmal im Jahr, sehr oft auch seltener. Beispiele dazu sind vor allem kommerzielle Programme wie Microsoft Office, Microsoft Windows, Adobe Photoshop, PC-Spiele und Co.

Die Zeiten haben sich aber geändert. Fast jeder hat heute, zumindest in unseren Breiten, Zugang zu schnellem Internet. Viel Software kann direkt über das Internet geladen bzw. sogar direkt im Browser ausgeführt werden. Dadurch, dass keine CDs mehr gedruckt werden müssen, haben die Entwickler heutzutage die Möglichkeit, ohne großen Aufwand eine neue Version ihrer Software zu veröffentlichen. Dies bringt einige Vorteile mit sich.

Was spricht für kurze Zyklen

Neben dem in der Einleitung angesprochenen Mozilla Firefox, veröffentlicht auch Google, vom hauseigenen Browser Chrome, sehr regelmäßig neue Versionen. Bei Chrome soll sogar alle 6 Wochen eine neue Version erscheinen. Bei Online-Programmen, wie z.B. der Google-Suche, oder Webmail-Programmen gibt es eigentlich regelmäßig neue Versionen, von denen der Benutzer oft gar nichts mitbekommt.

  • Einige Vorteile kürzerer und damit auch kleinerer Updates der Programme liegen eigentlich auf der Hand. Beispielsweise erreichen neu eingebaute Funktionen den Endbenutzer früher. Bei größeren Zyklen kann es im Gegensatz dazu kommen, dass eine gewisse Funktion zwar fertiggestellt ist, sie aber nicht zum Endbenutzer gelangt, da die Veröffentlichung der Software erst nach Fertigstellung aller weiterer für das Release geplanten Änderungen geplant ist.
  • Ein weiterer Vorteil ist der, dass die Entwicklung flexibler auf Änderungen in ihrer Umgebung reagieren können. Sehr wichtig ist dies beispielsweise bei Internet-Browsern. Die Entwicklung des Internets geht nämlich ständig weiter und die Browser sollten neue Standards und Techniken so früh wie möglich unterstützen. Auch die schnell mögliche Reaktion auf Konkurrenz-Produkte ist ein Vorteil kurzer Release-Zyklen.
  • Viele Menschen lehnen Neuerungen im ersten Moment grundsätzlich ab. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Neuerungen werden oft mit Skepsis betrachtet. Werden die neuen Funktionen Schritt für Schritt, Häppchen für Häppchen dem Endbenutzer nahe gebracht, gibt man dem Benutzer Zeit, sich an die Neuerungen langsam zu gewöhnen. Die Hürden sind kleiner und damit leichter zu überspringen. Große Software-Updates bringen die Gefahr mit sich, dass vor allem unbedarfte Benutzer von den vielen Neuerungen regelrecht erschlagen werden und Sie das Gesamtprodukt ablehnen.
  • Weiters ist es vor allem bei OpenSource-Projekte so, dass man die Entwickler bei Laune halten muss. Weiß der (Hobby-)Entwickler zum Beispiel, dass alle 3 Monate eine neue Version der Software erscheint, so ist die Motivation höher, sich für das Programm zu engagieren. Ist nicht fix, ob und wann eine neue Version erscheint, kann es sein, dass der Programmierer die Lust an der Sache verliert und erst gar nicht mit der Entwicklung beginnt. Sehr prominentes Beispiel für eine solche Situation ist GIMP, das freie Bildbearbeitungswerkzeug. Aufgrund er Tatsache, dass alle Teile des Programmes bis heute im selben Entwicklungs-Zweig programmiert werden, muss mit der Veröffentlichung einer neuen Version immer so lange gewartet werden, bis alle Neuerungen funktionieren und stabil sind. Dabei wären einige Funktionen möglicherweise bereits seit Monaten fertig – müssen aber warten. Version 2.8 von GIMP hätte eigentlich schon längst erscheinen sollen, doch die Entwicklung scheint nur schleppend vonstatten zu gehen. Für die Version nach 2.8 wurde eine grundlegende Überarbeitung der Entwicklung beschlossen.

Wie zu sehen ist, gibt es einige gute Vorteile, die für kurze Release-Zyklen sprechen. Allerdings sind kurze Zeiträume zwischen den Versionen nicht für jede Art von Software geeignet. Hier geht’s zum zweiten Teil und damit zu den Nachteilen kurzer Release-Zyklen.

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