20. April 2012 · 15 Kommentare · Kategorien: Open-Source · Tags:

Nein, ich war nicht immer GNOME-Nutzer. Doch seit ich Ubuntu nutze und das mach ich nun schon mehrere Jahre lang, war GNOME die Desktopumgebung meiner Wahl. Mir gefiel und gefällt an GNOME der Minimalismus, sowie die absolute Konzentration auf das Wesentliche. KDE war und ist sehr verspielt und teilweise etwas chaotisch aufgebaut.

Es gibt viele Einstellungsmöglichkeiten, die es zwar ermöglichen, alles nach seinem persönlichen Geschmack einzurichten, teilweise aber auch ziemlich verwirren können. Auf viele dieser Einstellungsmöglichkeiten könnte verzichtet werden, würde man sinnvolle Voreinstellungen verwenden.

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GNOME Shell und Unity sind noch nicht soweit

Ich bin eigentlich ein Freund der GNOME Shell, das Konzept dahinter finde ich sehr spannend. Aufgrund der Tatsache, dass sowohl Unity als auch die GNOME Shell noch sehr jung sind, haben beide Oberflächen aber noch ein paar Schwachpunkte, mit denen man derzeit wohl noch leben muss. Auch die Unterstützung der proprietären Treiber (ich bin leider ATI/AMD-Nutzer) ist ziemlich bescheiden.

KDE Logo

Beim Erscheinen von KDE 4.8 dachte ich mir: „Na gut, probier ich halt wieder mal die aktuelle KDE-Version aus“. Ich hatte, seit KDE 4.0 erschienen war, jede neue Version ausprobiert. Glücklich wurde ich damit jedoch nie. Es gab Probleme mit der Performance, mit den Programmen, einfach mit allem. Irgendwie war ich dann immer wieder schnell weg von KDE und zurück bei meinem einfachen, funktionierenden GNOME.

Bis vor zwei Wochen lief mein System noch mit Ubuntu 10.10. Da Canonical die Unterstützung dieser Ubuntu-Version aber Mitte April eingestellt hat, war ich nun auf der Suche nach etwas Neuem. Ich wollte auf jeden Fall bei Ubuntu bzw. bei einer auf Ubuntu aufbauenden Distribution bleiben. Diese Entscheidung hat mehrere Gründe, auf diese möchte ich in diesem Artikel aber nicht eingehen. Auf jeden Fall nutze ich nun seit knapp zwei Wochen Ubuntu 12.04 mit KDE 4.8.

Es hat sich viel getan

Es hat sich bei KDE viel getan die letzten Jahre. Vor allem wurde die Performance des Desktops stetig verbessert. In Version 4.8 unter Ubuntu 12.04 flutscht der Desktop nur so vor sich hin und das trotz proprietärer AMD-Grafikkartentreiber.

Was mir besonders gefällt

Es gibt an KDE einige Dinge, die mir besonders gefallen und die ich hier kurz ansprechen möchte.

Dolphin in KDE 4.8

  • KWin: Der Fenstermanager und der Teil von KDE, der für Effekte und Co. verantwortlich ist, arbeitet wirklich grandios. Er ist stabil und besonders: Er ist schnell. Auf jeden Fall funktioniert er (mit meiner Konfiguration) besser, als Compiz und auch besser als der noch relativ neue GNOME-Fenstermanager Mutter.
  • Dolphin: Den Dateimanager Dolphin finde ich einfach klasse. Allein die Tatsache, dass der Inhalt eines Ordners vertikal immer den kompletten Platz ausnutzt und dass so keine unschönen weißen Flecken am rechten Rand bleiben, ist eine Erwähnung wert. Außerdem kommt Dolphin für KDE-Verhältnisse richtig minimalistisch daher, auf eine Menüleiste wird verzichtet.
  • Das Oxygen-Theme. Das Design der Fenster sieht bereits standardmäßig wirklich gut aus. Die Fenster sind grau und schlicht, wirken aber nicht altbacken. Scrollbalken, Buttons etc. alles gelungen.

Was mir nicht so gefällt

Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Dinge, die mir persönlich nicht gefallen. Prinzipiell ist das meiste dieser Dinge anpassbar, vorausgesetzt man findet die dazugehörige Einstellungsmöglichkeit im relativ unübersichtlichen Einstellungsmenü.

  • Die Standard-Einstellungen sind meiner Meinung nach mit etwas zu wenig Liebe gewählt. Beispielsweise sieht der Desktop optisch gleich ansprechender aus, wenn man die Unterstriche für Tastaturkurzbefehle nur bei Bedarf anzeigen lässt, so wie das auch unter Windows und GNOME der Fall ist. Ich persönlich finde Symbole auf Buttons auch unnötig, da sie selbst einfache Programme optisch etwas überladen.
  • Die verwendeten Symbole in KDE sind echt schick. Die Symbole für Ordner und Dateitypen gefallen gut. Da könnten die GNOME-Entwickler ruhig mal was abgucken. Auf der anderen Seite sind vor allem die Symbole mancher Buttons (Schließen-Button) nach meinem Geschmack „zu glossy“, „zu 3d“ und zu „Web 2.0-mäßig“.
  • Auch die Standard-Einstellungen in Sachen Schriften haben mich anfangs etwas genervt. Irgendwann hab ich dann aber ein Schriftbild hinbekommen, das dem aus Ubuntu/GNOME bekannten das Wasser reichen konnte.
  • Es blobbt zu viel. Auch hier wurden die Standardeinstellungen meiner Meinung nach ungünstig gewählt. Die Plasma-Infoballone erscheinen nämlich sofort, wenn man mit der Maus darüberfährt. Allerdings kann man auch dieses Verhalten ändern und wieder ist der Desktop ein Stück ruhiger.

Prinzipiell ist mit KDE alles möglich. Die Einstellungsmöglichkeiten lassen keine Wünsche offen. Für den ein oder anderen, mag das manchmal aber schon wieder zu viel des Guten sein. Für erfahrene Nutzer bietet KDE aber einen guten Desktop, der sich an fast alle, noch so seltsam wirkende Vorlieben anpassen lässt.

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15 Kommentare

  1. Hallo,

    an sich finde ich KDE klasse, aber leider ist es meiner Meinung nach einfach extrem hässlich. An dieser Stelle sieht man aber wieder, dass das Geschmackssache ist, denn du schreibst ja, dass dir das Oxygen-Theme gut gefällt. Leider habe ich bisher noch kein Theme für KDE gefunden, dass sich klar davon löst, dabei aber hell und freundlich bleibt. Wenn ich sowas finden würde, könnte ich KDE auch nochmal eine Chance geben.

    MfG Marius

  2. „wenn man die Unterstriche für Tastaturkurzbefehle nur bei Bedarf anzeigen lässt“

    Ich nutze KDE schon seit einiger Zeit, diese Option kannte ich allerdings noch nicht. Weißt du, ob das erst seit KDE 4.8 einzustellen geht? Ich nutze noch 4.7.4 und ich habe diese Option leider nicht gefunden!

  3. In KDE 4.8 ist die Funktion etwas versteckt. Dort findet man sie unter: Erscheinungsbild der Anwendungen -> Oxygen einrichten -> Erweiterte Einstellungen anzeigen -> Anzeige der Kurzbefehle (bzw. englisch: keyboard accelerators).

    Ob das bei vorherigen Versionen genauso funktioniert, weiß ich nicht. Du könntest ja mal danach schauen.

    Gruß, Valentin

  4. Hast du Skulpture (1) probiert? Ich persönlich bevorzuge Oxygen, weil sich das auch als GTK-Styl gut integriert, aber könnte Skulpture das auch, würde ich es vermutlich benutzen.

    Gruß,
    whilo

    (1) http://kde-look.org/content/show.php/Skulpture?content=59031

  5. Ok, dann habe ich es nicht übersehen. Dort habe ich geguckt. Diese Option gibt es dort nicht. Schade.
    Aber danke für den Hinweis.

  6. Dann ist die Funktion wohl neu, danke für die Info!

  7. hi Valentin,
    warum wird unter KDE das default Theme von Firefox nicht nach “ Oxygen“ angepasst? Wenn ich FF installiere und öffne, dann sieht es überhaupt nicht aus wie die restlichen Oxygen Fenster sondern wie RedHat zu Zeiten von 6.1 …und das wr vor ca. 10 Jahren ^^ Wie kann man den FF unter KDE anpassen das die Fensterrahmen optisch an Oxygen angepasst sind ?

    Gruß Chri5

  8. Das ist ein recht kompliziertes Thema. Welche Ubuntu-, welche KDE- und welche Firefox-Version verwendest du?

  9. Oha, werde KDE wohl auch nochmal einen Versuch geben müssen. Alles was du eingangs über die Vorteile von Gnome geschrieben hast, kann ich nur unterstreichen. Genau deswegen hat mich KDE auch abgeschreckt. Ich bilde mir ein, dass mich der simple Ansatz von Gnome wesentlich produktiver macht und Unity durch die Keyboard-Shortcuts dies noch steigert. Auch die Optimierung auf kleinere Bildschirme macht Unity wirklich vorbildlich.

    Jegliche technische Instrumente sollten einem nicht im Wege stehen. Jedes Werkzeug hat einen Zweck und dieser sollte im Mittelpunkt stehen – nicht aber das Werkzeug selbst.

  10. Herzlich willkommen zurück auf der hellen Seite der Macht. 🙂
    KDE ist so flexibel wie keine andere Arbeitsumgebung, nicht mal Openbox. Der einzige Nachteil: Einrichten dauert manchmal Wochen. 😉

  11. Ich habe mal eine Frage bezüglich QT und GTK:
    Für KDE (Qt) gibt es ein bereits vorinstalliertes Tool, das GTK-Anwendungen und KDE ein annähernd natives Aussehen gibt (Paketname fällt mir gerade nicht ein). Gibt es so etwas auch umgekehrt, also dass sich QT-Anwendungen besser in GNOME-Shell/Unity/Cinnamon (GTK) integriert?

    Ansonsten noch ein Hinweis: „Ich hatte, seit KDE 4.0 erschienen war, jede Version neue Version ausprobiert.“ macht so nicht ganz so viel Sinn. 😉

  12. Also soweit ich weiß, integriert sich KDE von sich aus mehr oder weniger gut in den Gtk-Desktop, ohne dass man da was besonders einstellen müsste. Das können Gtk-Programme umgekehrt nicht, weshalb KDE-Entwickler das oxygen-gtk-Theme (für Gtk2 und Gtk3) entwickelt haben. Dieses wird von Gtk-Programmen dann verwendet, wenn Gtk-Programme unter KDE ausgeführt werden.

  13. Ja genau, so hieß das Paket 😉

    Gut, Qt integriert sich um einiges besser in GTK als umgekehrt und es sieht auch einigermaßen „ansehlich“ aus. Ich dachte nur, es gibt vlt. eine bessere Möglichkeit.

  14. Nicht dass ich wüsste 🙂

  15. Valentin, Dein Artikel hat mich dazu gebracht, Kubuntu nochmal eine Chance zu geben – einfach weil mir Desing und Herangehensweise recht sympathisch sind und vieles meiner Arbeitsweise entgegenkommt.

    Aber am Hauptproblem von Kubuntu hat sich seit meinem letzten Versuch vor ca. einem Jahr anscheinend nichts geändert: dauern irgendwelche Probleme, unerklärliche Abstürze, mangelnder Schliff.
    – Betreiben eines externen Bildschirms: Absturz
    – Kmail einrichten: reihenweise Abstürze
    – Update einspielen: Absturz (okay, lag vielleicht an der gleichzeitigen Programminstallation – aber deshalb musses ja nicht gleich abstürzen …)
    – Dropbox installiert – regelmäßige Nautilus-Fehlermeldungen.

    Dafür mag es lauter gute Gründe geben, lauter Workarounds, lauter Möglichkeiten, was zu ändern, aber eigentlich will ich doch nur, das Kubuntu wenigstens halbwegs so glatt wie Ubuntu funktioniert …

    Wenn bei Dir alles läuft – hm, super … 😐

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