Es ist ein schwieriges Thema, das ich hier bereits des öfteren angesprochen habe: Werbeblocker im Internet. Dominik hat vor einigen Tagen auch etwas zum Thema beigesteuert. Es geht in seinem Artikel um die Tatsache, dass das vor kurzem erschienene Debian 7 standardmäßig mit Adblock Plus daherkommt, also aktiviertem Werbeblocker. Er meint:

Im Gesellschaftsvertrag der Distribution heißt es “Keine Diskriminierung von Personen oder Gruppen”. Ein Werbeblocker diskriminiert aber eine Gruppe und zwar die derjenigen, die mit Werbeangeboten im Netz Geld verdienen. Das sind nicht nur die Werbeanbieter, sondern auch die Journalisten, Forenbetreiber, Fotografen, Programmierer und so weiter.

Von guter und böser Werbung

Das ist aber nur die Spitze des Eisberges, denn wer Adblock Plus kennt, der weiß, dass standardmäßig ein Teil der Werbung trotzdem angezeigt wird. „Einige nicht aufdringliche Werbung zulassen“ nennt Adblock diese Funktion. Was im ersten Moment nachvollziehbar klingt, bekommt im zweiten Moment doch einen recht faden Beigeschmack. Die Frage ist nämlich, welche Werbung Adblock standardmäßig doch anzeigt und warum genau diese Werbung angezeigt wird.

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Die Adblock-Ausnahmeliste für nicht aufdringliche Werbung ist interessant. Ein großer Teil dieser Liste bezieht sich auf die Freigabe von Google Adsense auf gewissen Domains, wie netzwelt.de oder t3n.de. Die Frage ist aber eher, wie schafft es eine Seite in diese Liste? Die Antwort findet sich auf der Adblock-Homepage:

Whitelisting is free for all small websites and blogs. However, managing this list requires significant effort on our side and this task cannot be completely taken over by volunteers as it happens with common filter lists. That’s why we are being supported by some strategic partners who want to secure the sustainability of the Acceptable Ads initiative.

Kleinere Seiten scheinen es also kostenlos in diese Liste zu schaffen, wenn sie die Bedingungen für „akzeptable Werbung“ erfüllen. Wer genau die angesprochenen „strategischen Partner“ sind und wie viele diese an Adblock bezahlen, lässt sich allerdings nicht herausfinden.

Selbst schuld?

Wer seine Seiten mit Werbung überladet, fördert die Installation von Werbeblockern. Fefe meint dazu:

Und lustigerweise sind die alle selber Schuld. Früher gab es ein Banner oben. Das war es. Ein Banner. Das hat die ganze Site finanziert. Aber die mussten ja alle gierig werden und noch ein Skyscraper-Banner an die Seite machen, und noch eines in die Mitte, und ihre Artikel auf 15 Seiten aufteilen, damit überall noch mehr Werbung hingetan werden kann, und dann noch an die andere Seite eine Werbung, dann noch unten eine Werbung drunter, dann noch ein Interstitional davor — natürlich zahlt dann kein Werbetreibender mehr den vollen Preis pro Banner. Das ist ja völlig lächerlich.

Sieht man sich Fefes Blog an, kann man seiner Argumentation tatsächlich einiges abgewinnen. Sein Blog besteht eigentlich nur aus Text. Keine Navigation, keine Bilder, keine Animationen, keine Farben. Würde Fefe nun oben irgendwo einen einzigen Banner einbinden, hätte dieser die volle Aufmerksamkeit und wahrscheinlich einen größeren Effekt als 5 Banner auf irgendeiner mit Werbung verseuchten Nachrichtenseite. Die Nutzer würden die Werbung mit Sicherheit akzeptieren und alles wäre perfekt.

Alles? Nein, nicht alles. Ein kleines Volk unbeugsamer Webseitenbetreiber würde ihre Seiten trotzdem noch mit Werbung zuballern. Dies würden dann erneut zur Installation von Werbeblockern bei Nutzern und zum Sinken von Klickpreisen führen und das – und jetzt kommen wir zum eigentlichen Problem – bei allen Webseiten.

Die Situation scheint ausweglos.

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19 Kommentare

  1. Ist es nicht so, dass Werbebanner per Klick bezahlt werden? Ich klicke, selbst wenn ich mal irgendwo surfe, wo es keinen Adblocker gibt, nie auf Werbebanner. Ist das dann nicht egal? Oder gibt es auch Banner, die nur für das Anzeigen bezahlt werden?

  2. @Mark: Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Die meisten Werbeanzeigen werden pro Klick bezahlt. Klar klickt man selten bis nie auf solche Banner, aber die Masse macht es.

    Irgendwann (jedes 100ste oder 200ste Mal) kommt dann doch vielleicht mal eine Anzeige, die einen interessiert. Und wer überhaupt nichts sieht, der kann auch nichts klicken.

  3. Was mich zusätzlich an Werbeanzeigen stört sind die Tracking-Mechanismen, mit denen Profile erzeugt werden. Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage.

  4. Das ist natürlich ein schwieriges Thema. Immerhin gibt es mit dem Do-not-track-Header inzwischen einen Anfang, der gemacht wurde. Das Ganze ist zwar noch nicht wirklich weit verbreitet – aber immerhin mal ein Anfang.

  5. Danke für die Erwähnung. Das Thema hat wohl doch durchaus Brisanz.

    @Mark: Es sind meistens eher kleinere Seiten die „per Klick“ bezahlt werden. Große Seite, wie Spiegel Online etc., bekommen eine Pauschalentlohnung. Das hat einen einfachen Hintergrund: Bei den großen Werbekampagnen von zB. BMW geht es nicht darum, dass man Leute auf die BMW-Website bekommen möchte. Es geht viel mehr um Präsenz. Also eine eher unterbewusste Werbung.

    Werbeblocker machen diese Geschäftsmodell kaputt. Es ist übrigens auch so, dass Werbeanbieter Statistiken über die Adblock-Nutzung erheben. Das heißt jeder Adblock-Nutzer hat eine gewisse Auswirkung. Die Werbepreise fallen nämlich entsprechend der Werbeblocker-Nutzer.

  6. Im Webstatistik-Jargon ist meist von „Visits“, „Hits“ und „Klicks“ die Rede. Ein „Visit“ ist ein eindeutig identifzierbarer Besucher (im Zeitraum X). Ein „Hit“ ist ein Seitenaufruf – ein „Visit“ generiert schon einmal mindestens einen „Hit“. Ein „Klick“ ist erst einmal nur ein Klick – das kann ein Link sein, oder auch ein Download-Button.

    Insbesondere große Seiten bekommen ihre Werbeeinnahmen nach „Hits“ und „Klicks“. Damit ist nicht der „Klick auf einen Werbebanner“ gemeint. Es geht lediglich darum, wie häufig Seiten eines Auftrittes aufgerufen werden und wie viele Menschen damit höchstwahrscheinlich Werbung sehen können. Da sind täglich schon mal gute fünfstellige Beträge drin.

    Ich weiß nicht, wie es bei kleineren Seiten ausschaut, aber die „Großen“ bekommen definitiv auch ihr Geld nur für die Anzeige der Werbung.

  7. Für mich ist Werbung einfach ein begleitender Inhalt zum eigentlichen Content. Deutlich genug markiert und so unauffällig genug, um sichtbar vom eigentlichen Inhalt getrennt zu sein. Klicke ich bewusst drauf, monetarisiere ich damit den Content. Basta.

    Leider scheint sich die Lage im Web umzudrehen. Content dient immer öfter nur als Rechtfertigung für die Werbung, und von Nutzern generierter Content ist reine Handelsware. Dazu erfordern gerade automatisierte Bannersysteme wie Adsense ein intensives Profiling, möglichst ohne Nachfrage beim Nutzer.

    Ich habe nix gegen eine mit Bannern gespickte Seite, Hauptsache der Content ist hochwertig und ohne Augenkrebs lesbar. Fefe als positives Beispiel ist natürlich sehr extrem. 😉

    Ich habe meinen Browser inzwischen ohne Adblocker eingerichtet, dafür aber NoScript + Cookie-Kontrolle. So sehe ich alle Banner, aber von diesem elenden Geblinke (oft noch in Kombination mit versuchten Drive-By-Downloads…) bleibe ich verschont. Schlechtes Gewissen? Nein. Jeder Blogger darf gerne ehrliche (!) Produkttests mit Amazon-Links garnieren, und Banner auf seiner Seite einfügen. Wer glaubt mich mit nervtötender Musik und Geblinke quälen zu müssen, ist mich los. Und Tracking akzeptiere ich sowieso nur in beschränkter Form. Wer Google Analytics nutzt, hat eben Pech gehabt.

  8. Persönlich ist es mir eigentlich egal, ob ein Besucher meiner Seiten einen Werbeblocker nutzt, da ich aus Prinzip keine Werbung schalte. Entweder kann ich mir das Projekt leisten, oder nicht.

    Ich nutze selber eine bombensichere urlfilter,ini unter Opera, die eigentlich gar nichts mehr an Werbung durchlässt. Erst letzte Woche bin ich da auch wieder bestätigt worden, dass sich daran erst mal nichts ändern wird. Leider hatte ich den Fehler gemacht, ein neues Opera-Profil anzulegen. Natürlich ohne die urlfilter.ini. Und schon hatte ich auf einer Seite das Vergnügen zwei Werbungen mit Ton simultan zu genießen. Solange es solche oder ähnlich nervige Werbungen gibt, wird gefiltert. Punkt.

    Bei einigen Seiten, die ich regelmäßig besuche und die vernünftig Werbung schalten, mache ich allerdings inzwischen auch mal eine Ausnahme und deaktiviere die Inhaltsblockierung. Oft kommt das allerdings nicht vor.

  9. Ich frage mich sowieso, warum man als Blogbetreiber Werbung einsetzen „muss“? Selbst ein sehr großes Blog kostet nicht die Welt und benötigt meiner Meinung nach keine Werbeeinnahmen um ein Blog betreiben zu können. Ich selbst habe ein Blog (zugegeben ein sehr kleines) aber so ein Webspace kostet nicht die Welt.
    Und ob ich mir Werbung gebe oder nicht ist immer noch die Sache des Users selber. Ich gebe mir weder im Internet noch im Fernsehen oder im Radio Werbung.
    Selbst wenn ich kein Adblock nutzen würde ich ein Werbebanner nicht anklicken? Wieso? Ganz einfach, weil ich sie so oder so ignoriere.

  10. @JohnDoe: Ich kann deine Einstellung nicht nachvollziehen. Was heißt „einsetzen müssen“? Warum ist es einem Blogger, der ja auch viel Arbeit in seine Seite steckt, nicht vergönnt, einfach ein paar Euro damit zu verdienen oder mindestens die Kosten für Server und Domain wieder reinzuholen. Meistens handelt es sich sowieso um sehr kleine Geldbeträge, reich wird man damit ja eh nicht.

  11. Natürlich sei es ihm vergönnt, Geld zu „verdienen“. Aber es ist immer noch die Entscheidung des Blogbesuchers, ob er Werbung sehen will oder nicht. Ich persönlich würde auf meinem Blog niemals die Besucher auffordern doch bitte ihren Adblock auszuschalten.
    Es ist wie Du es sagst, das Blogen ist ein Hobby (zumindest bei mir) und deswegen die Besucher zu „verdonndern“ (ich habe es jetzt absichtlich übertrieben ausgedrückt) Werbung ansehen zu müssen finde ich persönlich übertrieben.
    Klar kann das jeder Blogger so machen wie er es am besten findet. Aber genauso kann jeder Besucher selber entscheiden, ober er sich die Werbung antun will oder nicht.

  12. Ich finde nichts Verwerfliches dran, wenn ein Seitenbetreiber seine Besucher darauf hinweist, dass die Seite über Werbung finanziert wird und dass es daher nett wären, würde der Besucher den Adblocker auf dieser Seite deaktivieren.

    So einen Hinweis finde ich vollkommen legitim, denn er erinnert den Nutzer lediglich daran, dass er mit aktiviertem Adblocker möglicherweise provoziert, dass die Seite halt eingestellt wird. Ich selbst deaktivierte tatsächlich auf allen Seiten, die ich regelmäßig besuche und die es mit der Werbung nicht übertreiben meinen Adblocker. Schlimm finde ich es, wenn der Nutzer gezwungen wird, den Adblocker zu deaktivieren, da ansonsten einfach kein Inhalt angezeigt wird oder das Video nicht abspielt. Das geht dann meiner Meinung nach auch zu weit.

  13. Nein Valentin, verstehe mich bitte nicht falsch. Ich finde es auch nicht verwerflich, wenn der User darauf hingewiesen wird. Ob ein Blogger Werbung auf seiner Seite einsetzt oder nicht, ist einzig und allein seine Sache.
    Allerdings verstehe ich auch nicht, warum ein Blog eingestellt werden soll, wenn die User nicht auf die Werbung klicken. Aber das habe ich ja in meinem ersten Beitrag schon geschrieben. 😉
    Gezwungene Werbung ist tatsächlich ein absoluten no go.

  14. Ich glaube man muss bei dem Thema aber auch wirklich zwischen Hobby-Projekten und professionellen Angeboten unterscheiden. Bei einem Blog mag es eine Geschmacksfrage sein, ob man Werbung schaltet. Bei journalistischen Angeboten, die Mitarbeiter bezahlen müssen und ein finanzielles Risiko tragen, ist es natürlich etwas anderes.

    Im Übrigen: Ich halte auch nicht viel von dem Anzeigenmodell der Online-Medien. Aber mal ehrlich, wer ein besseres Geschäftsmodell parat hat, der sollte damit nicht hinterm Berg halten. Der wird in journalistischen Kreisen mit Kusshand empfangen!

  15. @dos
    Bei meinen Aussagen gehe ich eigentlich immer von priv. Projekten aus.

  16. Ich finde, ein sehr guter Artikel zu dem Thema. Aber auch die Kommentare spiegeln so ziemlich meine Meinung wieder.
    Aber auch hier wieder: Ich unterscheide zwischen private Seiten und kommerzielle Seiten die guten Inhalt mit annehmbarer Werbung liefern. Alles was mich beim surfen einschränkt oder aggressiv ist, ist Müll.

  17. Pingback: Deutsche Nachrichtenseiten gemeinsam gegen Werbeblocker ‹ picomol.de

  18. Ich wollte mich eigentlich nicht in diese Diskussion einmischen, weil sie mich eigentlich nur nervt. Allerdings fehlt mir komplett eine Sichtweise: Leute, die sich mit Ihrem Blog zumindest teilweise finanzieren möchten. Ich habe denselben Beitrag auch auf do-s.de gepostet, aber da ich nicht weiß, wo die Diskussion ihren Anfang genommen hat, hier noch mal mein Senf dazu.

    (Ebenso möchte ich eine Aussage von Didi relativieren, dass es durch die Kooperation mit monster.de auch anders geht. Das ist bedingt richtig, aber auch keine Lösung – das trifft nun nur do-s.de)

    Sehen wir uns einfach mal ein paar Fakten und Zahlen an:

    Der Vertrag mit monster.de ist, wie sich die meisten denken können, klickbasiert und damit kann ich nicht einmal meine Providerkosten decken. Mein Hosting-Paket kostet unter 20 Euro – ich habe ein etwas besseres, da hier auch noch andere Sachen drauf laufen – aber irrelevant. Ich spreche hier vom April 2013, in dem meine Seite über 100.000 PIs hat und mir 80.000 beschert hat.

    Ich werde dann auch immer wieder gefragt, warum man sich nicht über Spenden finanziert. Wäre eine schöne Möglichkeit und ich wäre der erste, der dann die Werbung sofort abschalten würde.

    Via Flattr ernte ich 3-5 Euro im Monat und PayPal könnte man auf einen Schnitt von 5 Euro im Monat heben. Manchmal sind es 15, in manchen Monaten gar nichts. Ok, sagen wir 7.50 Euro.

    Durch das Schreiben der ganzen News, Distributions-Reviews und eigenen Artikel dürfte ich so 4-6 Stunden pro Tag (oftmals 7 Tage die Woche, wer mein Blog liest weiß, dass auch immer Samstag und Sonntag Beiträge kamen) in meinen Blog investiert haben und die 100.000 zu knacken war ein tolles Gefühl. Also gehen wir mal von 150 Stunden im Monat aus und dann teilt mal den Aufwand durch die oben genannten Zahlen.

    Wer nun glaubt, ich bin auf der Seite der Werbetreibenden, der irrt sich aber. Allerdings gibt es eigentlich keine Alternativen.

    Ich kann jeden Blogbetreiber verstehen, der seine Seele an die so genannten SEOs verkauft. Das sind die lustigen „Wir hätten da einen Vorschlag für Sie“-Menschen. Das ist genau genommen versteckte Werbung, weil es sich um bezahlte Links handelt, die aber so nicht erkennbar sind, weil man sonst von Google abgestraft wird. Diese so genannten SEO-Experten lassen sich aber auch nicht auf NoFollow-Links ein, weil sie ja das Ranking und die Sichtbarkeit des Werbetreibenden verbessern wollen. NoFollow würde keine Abstrafung von Google nach sich ziehen. Ich akzeptiere solche Dinge grundsätzlich nicht, weil ich damit meine Besucher regelrecht verarschen würde. Ich gebe etwas zum Besten, das ich weder teste noch gut heiße, nur um ein paar Euro zu verdienen und riskiere dabei noch eine massive Abstrafung seitens Google. Also für mich keine Alternative, denn jedes Mal, wenn man diesen SEOs mit „Nur NoFollow und als gesponserter Post gekennzeichnet“ antwortet, hört man von denen nie wieder.

    Was habe ich also sonst für Möglichkeiten? Nicht mehr viele.

    Somit könnte ich mein Blog aus reinem Spaß an der Freude betreiben, kann aber dann die Artikel-Frequenz nicht auf einem Niveau halten, das mich die bereits oben genannte Zeit kostet.

    Dabei hat man es als einzelner Blogger sowieso schon schwer genug, da einem die großen Seiten einfach von Seite 1 wegSEOn – auch wenn man das nicht glauben mag, aber die haben Teams im Rücken, die Artikel genau auf Keyworddichte optimieren, um eben möglichst weit bei Google vorne zu landen. Das ist völlig legitim und ich weiß durch meine Arbeiten für Redaktionen, dass das so gemacht wird. Natürlich hätte ich auch die Chance das zu machen. Aber das würde zur Schreibarbeit noch SEO-Recherche und so weiter bedeuten, wodurch man für jeden Artikel schon noch mal 30 Minuten rechnen kann. Bei News ist das egal, ich spreche von längeren Beiträgen. Die Zeit habe ich einfach nicht, weil dann die Beiträge darunter leiden würden.

    Somit wird der Tag plötzlich ganz schön knapp und ich hab dabei nicht mal einen Euro verdient – wenn nicht die eingeblendete Werbung wäre. Aber auch damit wird man nicht reich, das kann ich Euch versprechen.

    Deswegen bin ich derzeit auch ein bisschen frustriert und desillusioniert. So schön die Open-Source-Welt auch ist, so knallhart ist die Realität, dass man sich nur mit Dingen über Wasser halten kann, die man eigentlich selbst hasst.

    Ich habe mit zumindest noch als Selbstauflage geschaffen, dass keine Werbung den Lesefluss hindern soll und zwischen Überschrift und Ende der Beiträge keine Werbung kommt. Ich versuche auch so viel wie möglich, Layer-Werbung von der Seite fern zu halten. Wenn einer auf meine Seite klickt, bekommt er den reinen Inhalt eigentlich komplett werbefrei, da sich die nervenden Komponenten nur oben, unten und in der Sidebar befinden.

    Ich will aber nicht die Werbeindustrie verteidigen, denn sie sind wegen der Datensammelei und den Dumping-Preisen bei der Online-Werbung Teile oder Verursacher des Problems. Denen ist es ja auch egal, weil hier macht es die Masse – denen ist es scheißegal, ob sie auf einer Seite 1000 mal einblenden oder auf 100 Seiten 10 mal. Die verdienen genau das selbe. Die Blogger (bis auf sehr wenige und die sind schon lange lange im Geschäft) dürfen das Fuck-Up ausbaden und eigentlich kann es sich auch keiner leisten, mehrere Jahre Zeit zu investieren, bis sich ein Blog eventuell auszahlen könnte. Ich konnte das nur machen, da ich in Ägypten wohne, sehr viel geringere Ausgaben als in Deutschland habe und dabei noch Einkommen wegen diverser anderer Projekte hatte. Aber meinen Traum, eines Tages von meinem Blog leben zu können, habe ich erst mal komplett auf Eis gelegt. Das ist auch ein Grund, warm ich derzeit absolute Sparflamme fahre und meine Zeit einem anderen Projekt widme, die mich ordentlich dafür bezahlen. Klar würde mir mein eigenes Blog mehr Spaß machen, aber irgendwann muss man auch einsehen, wenn es nicht so geht, wie man sich das erträumt hat.

    Das nächste Dilemma ist, dass man durch Unabhängigkeit und Ehrlichkeit einen sehr bitteren Preis bezahlt. Viele Firmen wollen gar nicht werben oder sponsern, wenn sie riskieren, dass man auch mal Tacheles redet und ihre Produkte gnadenlos in den Dreck zieht – wenn es denn angemessen ist. Ich will hier nicht Bestechung schreien, aber man sägt nicht an dem Ast auf dem man sitzt. Neutralität ist oftmals ein sehr dehnbarer Begriff – glaubt mir das. Ich habe mich aus Spaß mal auf einen Software-Test eingelassen und mir wurde dafür eine freie Lizenz versprochen (die ich mittlerweile schon gelöscht habe). Ich sagte denen noch, dass ich gnadenlos ehrlich sein werde und sie meinten, das wäre auch in Ihrem Sinne. Die Software war so ein Rotz und das haben ich auch geschrieben – von der Marketing-Firma, die im Auftrag des Softwareherstellers gehandelt haben hörte ich nie wieder was.

    Ich kann es keinem verdenken, der einen Werbeblocker einsetzt. Ich blocke selbst auch und schalte nur bestimmte Seiten frei. Eine zeitlang versuchte ich es komplett ohne Blocker, aber einige Seiten ziehen einfach Deinen Rechner komplett runter. Da wird es mir wirklich selbst zu blöd und auch diese Seiten muss man anprangern, die ganze Geschichte in Verruf gebracht zu haben. Würde jeder einen normalen Menschenverstand einsetzen, wäre allen damit geholfen. Aber so etwas hat ja noch nie funktioniert.

    Wütend wird man allerdings, wenn man sich richtig anfeinden lassen darf und fast schon beschimpft wird, warum man darauf verweist, dass man mit Anschalten der Werbung der Seite hilft. Man könnte doch viel besser mit Spenden auskommen und so weiter – und nach diesem Kommentar kommt eine Woche lang weder etwas reingeflattrt und PayPal ist auch still. Also der größte Schreihals in Sachen Spenden ist mit absolut genialem Beispiel vorangegangen. Man muss sich auch noch rechtfertigen, wenn man um etwas Taschengeld für den ganzen Aufwand sucht und wird, obwohl alle Inhalte komplett frei sind, auch noch als Bösewicht hingestellt. Es fällt einem schwer, ruhig zu bleiben.

    Ah, dann war da noch die VG-Wort, die auch etwas einbringt – will man ja nicht unterschlagen. Sollte ein Artikel, der nicht zu kurz ist, gut laufen (mindestens 1800 Klicks pro Jahr), gibt es 10 Euro – bei 3000 Klicks 15 Euro. Damit solche Artikel es aber überhaupt in die Ausschüttung schaffen, bist Du schon gut mit Recherche und Schreiben dabei. Da ist dann der Stundenlohn schon mal bei 3-5 Euro – vorausgesetzt der Artikel schafft die Quote und das Geld bekommt man bis zu 17 Monate später.

    Wundert sich jetzt noch jemand, warum die Qualität in einigen Online-Magazinen stetig abnimmt? Auch wenn es frei im Internet ist, heißt das nicht, dass teilweise erheblicher Zeitaufwand mit den Beiträgen verbunden ist.

    Kann man es irgendwem verdenken, der einen AdBlocker einsetzt? Nein, zumindest ich nicht. Die Ad-Betreiber müssten einfach auch auf die Anwender eingehen und aufhören, Daten zu sammeln.

    Ich persönlich befinde mich derzeit in einer Denkphase und werde mir auch die Zeit nehmen, die entsprechenden Konsequenzen aus dem derzeitigen Zustand zu überdenken. In welche Richtung das geht, weiß ich noch nicht genau. Auf jeden Fall ist der momentane Zustand keine dauerhafte Option – ein Lottogewinn, der wäre es – oder sagen wir so, wenn ich meine Zukunft finanziell nicht absichern müsste, würde ich mich ganz der Community widmen. Aber als Freelancer muss ich mich darum selbst kümmern und der Realität in die Augen schauen. Wie immer meine Entscheidung bezüglich meines Blogs ausfallen wird – ich habe es zumindest versucht – somit kann ich mir hier schon mal nichts vorwerfen … 😉

  19. Pingback: # dominik schmidt – Was mich die Debatte um Adblock Plus lehrt [31]

  20. Wurstwasserforelle

    @Georg

    Leider scheint sich die Lage im Web umzudrehen. Content dient immer öfter nur als Rechtfertigung für die Werbung, und von Nutzern generierter Content ist reine Handelsware.

    Die Anwälte des Axel-Springer-Verlags haben es mal in bester „Da war wohl der Zensor gerade pinkeln“-Manier ausgedrückt: „Das Kerngeschäft der Klägerin ist die Vermarktung von Werbung. Journalistische Inhalte sind das Vehikel, um die Aufmerksamkeit des Publikums für die werblichen Inhalte zu erreichen.“

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