Vor einiger Zeit hab ich ja darüber berichtet, dass Canonical an einem neuen Online-Tool arbeitet, das es Entwicklern ermöglicht, Anwendungen einfach ins Ubuntu Software Center zum Download/Verkauf anzubieten. Damals war das Tool erst für einen kleinen Kreis von Entwicklern zum Test freigegeben. Nun steht die Veröffentlichung der Software wohl kurz bevor.

Bereits damals war ich der Meinung, dass so eine einfache, einheitliche Online-Software schon seit Jahren überfällig war. Der Meinung bin ich auch heute noch, denn so viel Software wie möglich, muss über das Software Center beziehbar sein, seien es nun freie, kostenlose, proprietäre, kommerzielle proprietäre oder freie kommerzielle Programme. Die Zeiten, in denen man sich durch verschiedene mehr oder weniger seriöse werbeverseuchte Download-Anbieter quälen musste, sind nun mal vorbei. Und man muss es den Entwicklern einfach machen, Anwendungen auf einer geeigneten Plattform präsentieren zu können.

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Derzeit erscheint folgendes Fenster, wenn man die Seite developer.ubuntu.com aufruft.

Kurz vor der Veröffentlichung: developer.ubuntu.com

Ubuntu is the third most popular operating system. Find out everything you need to know to start developing and publishing your apps.

Man will den Entwicklern also wirklich Anreize geben, für Ubuntu zu entwickeln und preist beispielsweise die Verbreitung von Ubuntu an.

Und die Qualität?

Natürlich haben viele Linuxer nun Angst vor der „Appifikation“ – siehe diesen Beitrag von Linux und Ich. Mir persönlich wäre es aber vollkommen egal, wenn auf 1 nützliches Programm 100 Furz-Apps für 0,99€ fallen. Ich muss sie mir ja nicht installieren. Ich bin außerdem auch nicht der Meinung, dass neue Programme seltener als OpenSource veröffentlicht werden. Kann sein, dass es in Zukunft mehrere Kauf-Anwendungen geben wird – der OpenSource-Kultur wird das aber (meiner Meinung nach) nicht schaden.

Den Entwicklern der nützlichen Programme muss aber eine Plattform geboten werden, für welche es sich lohnt, qualitativ hochwertige Software herzustellen. Die Nutzer selbst sind nämlich durchaus bereit ein paar Euro für gute Software hinzublättern.

OpenSource und Geld?

Dass für gute Software Geld benötigt wird, zeigen ein paar Beispiele aus der OpenSource-Szene: Firefox macht Millionen Umsatz durch Kooperation mit Google. Das führt dazu, dass Entwicklerressourcen zur Verfügung stehen, die in einem reinen Hobby-Projekt niemals zu erreichen wären. Der Linux-Kernel wird zum größten Teil von Firmen entwickelt, die Geld damit verdienen. Android entwickelt Google auch nicht aus Jux und Tollerei – auch wenn der gesamte Code offen liegt – Google verdient damit jede Menge Geld (oder hat das zumindest langfristig vor).

Es geht also darum, dass man es den Entwicklern so einfach wie möglich macht, aus ihrem Programm, an dem sie wahrscheinlich nicht nur ein paar Stunden saßen, ein paar Euro zu verdienen. Das schafft nämlich langfristigen Anreiz, nicht irgendwann im Laufe der Entwicklung das Handtuch zu werfen, weil einem die Lust an der (Umsonst-)Arbeit vergeht.

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5 Kommentare

  1. Hi Valentin, ich denke du hast mich nicht ganz richtig verstanden. Ich persönlich finde es befremdlich, dass man ein quelloffenes Programm umetikettiert und dann als proprietär im Software-Center anbietet.

  2. Ich habe grundsätzlich nichts gegen kostenpflichtige Software, solange man die Nutzer damit nicht regelrecht bombardiert. Wenn man die geplanten Apps hingegen, wie bereits jetzt andere Anwendungen unter „Empfehlungen“, dezent in einem eigenen Fenster anböte, ginge das in Ordnung.
    Insgesamt dürfte Ubuntu aber doch einen bitteren Beigeschmack bekommen, da der ohnehin schon vorhandene kommerzielle Charakter immer offensichtlicher wird.

  3. Hallo Christoph,

    Ich finde nicht, dass das ein Problem darstellt. Da das Programm ja OpenSource ist, kann ja irgendjemand herkommen und es in die Debian-Paketquellen bringen. Das dauert dann vielleicht ein bisschen länger. Ich hätte aber nichts dagegen, wenn der Autor des Programms ein paar Euro verdient. Im Gegensätz fände ich es verwerflich, wenn irgendjemand herkommen würde und an einem Programm etwas verdienen würde, das er gar nicht erstellt hat.

    Gruß Valentin

  4. Mark Shuttleworth hat ja von Anfang an gesagt, dass er irgendwann mit dem Projekt Geld verdienen will. Bis heute wurde aber sehr viel Geld reingesteckt, die laufenden Kosten werden (nach meinen Informationen) noch immer nicht gedeckt.

    Canonical muss irgendwie Geld verdienen, sonst stampfen sie das Projekt Ubuntu möglicherweise ein.

    Gruß Valentin

  5. Wäre auch nicht weiter schlimm. Weil Ubuntu offen ist, darf man wohl davon ausgehen, dass das Projekt und gleichem oder anderem Namen durch andere Entwickler weitergeführt werden würde.

  6. Pingback: Wie verdient Canonical Geld mit Ubuntu? | picomol.de

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