Seit sich die Diaspora-Gründer von der Entwicklung des freien, dezentralen, sozialen Netzwerks zurückgezogen und ihr Baby damit in die Hände von unabhängigen Entwicklern gegeben haben, hat sich beim Projekt viel getan. Eigentlich hatte man das Gefühl, das Projekt sei quasi tot, doch nun scheint Diaspora so lebendig, wie kaum zuvor. Unter den Entwicklern und Nutzern von Diaspora herrscht Aufbruchstimmung.

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Wird Diaspora jetzt wiedergeboren?

Unter dem Titel „Die Wiedergeburt Diasporas“ schreibt Finn in seinem Blog, dass es in letzter Zeit bei Diaspora größere Umstellungen, vor allem auf Entwicklerebene gegeben habe.

So wurde vor einigen Wochen das erste Mal eine wirkliche Version Diasporas veröffentlicht (0.0.1.0). Bis dahin gab lediglich Schnappschüsse der aktuellen Entwicklerversion. Dies machte es vor allem für Außenstehende sehr schwierig, Diaspora auf ihrem eigenen Server installiert zu bekommen. Sollte einer dieser Schnappschüsse mal wider Erwarten gut funktionieren, war das damals wohl ein glücklicher Zufall.

Inzwischen gibt es zwei Entwicklerzweige (master und developement). In master sollen Diaspora-Versionen vorhanden sein, die funktionieren und – mehr oder weniger – stabil sind. Developement beinhaltet, wie derzeit, die aktuelle Entwicklerversion von Diaspora. Eigentlich könnte man erwarten, dass solche grundsätzlichen Dinge bei größeren Software-Projekten Standard sind – leider scheint es in Wahrheit nicht immer so zu sein.

Außerdem sollen durch den Rücktritt der Gründer, andere, freie Entwickler das Zepter in die Hand genommen haben. Aus Diaspora scheint nun endlich, nach Jahren, ein wirkliches Community-Projekt geworden zu sein.

Grundlegende Dinge fehlen weiterhin

Auch wenn sich auf Ebene der Entwickler in letzter Zeit vieles verbessert zu haben scheint, so fehlen doch weiterhin Funktionen, die für die Nutzer von Diaspora wichtig sind. Was mich besonders stört, ist die Tatsache, dass es wie so oft, auch an den einfachen Dingen fehlt.

So gibt es beispielsweise weiterhin keine Möglichkeit, ein Login-Cookie zu setzen, was bedeutet, dass man sich bei jedem Browser-Neustart erneut in Diaspora einloggen muss. Dabei wäre die Umsetzung der Funktion wohl eine Sache von ein paar Minuten. Aus irgendwelchen Gründen scheinen die Entwickler diese aber nicht für besonders wichtig zu halten (Anmerkung: Früher gab es diese Funktion mal, sie wurde bei einer Umgestaltung der Anmeldemaske allerdings entfernt). Es kommt zum Beispiel bei mir sehr oft vor, dass ich eine Benachrichtigung via Mail über eine Antwort auf einen meiner Diaspora-Beiträge erhalte. Da ich dann aber nicht eingeloggt bin, führt mich der Link in der Benachrichtigung irgendwo hin ins Nirvana.

Außerdem sollte man meiner Meinung nach daran arbeiten, dass Diaspora vom Design her vom Todesanzeigen-Design wegkommt. Der schwarze Balken oben mit dem schwarzen Schlagschatten und dem schwarzen Diaspora-Logo gefällt vielleicht Totengräbern und Hackern, möchte Diaspora aber auch normale Nutzer ansprechen, muss das Design der Seite freundlicher werden.

Totengräberstimmung bei Diaspora

Außerdem fehlen auch Dinge, die schon vor Jahren angekündigt wurden, von denen aber weiterhin jede Spur fehlt. Wo zum Beispiel ist die API, die es Entwicklern von Desktop-Programmen ermöglicht, Diaspora in ihr Tool zu integrieren?

In diesem Zustand schadet Werbung

Aufgrund der derzeitigen positiven Veränderungen auf Entwicklerebene, scheinen einige Nutzer so motiviert wie kaum zuvor, Werbung für das freie soziale Netzwerk zu machen. Ich bin allerdings der Meinung, dass man damit warten sollte, bis Diaspora die Grundfunktionalität mitbringt, mit denen sich Nutzer zufrieden geben und die sie von Facebook oder Twitter her kennen.

Diaspora-Nutzer locken Nutzer von Facebook

Der Missionierungsversuch von Facebook-Nutzern in diesem, halbfertigen Zustand des Projektes Diaspora, könnte meiner Meinung nach mehr negative, als positive Folgen haben. Interessierte Nutzer werden Diaspora antesten und recht schnell merken, dass es sich um ein halbfertiges Produkt handelt. Enttäuscht werden sie Diaspora den Rücken zukehren und ihren Freunden erzählen, dass Facebook so viel besser und Google+ so viel cooler als Diaspora sind. Einen erneuten Test werden sie in Zukunft eher scheuen.

Fazit

So sehr es mich freut, dass sich auf Entwicklerebene einige Dinge verbessert zu haben scheinen, so sehr ärgert es mich, dass Diaspora noch nicht da ist, wo es eigentlich einmal hin wollte. Das hat dann auch gar nichts damit zu tun, dass „bei Facebook einfach jeder ist“ oder „hinter Google+ Google steht“ oder „Twitter zur richtigen Zeit das Richtige gemacht hat“, sondern einfach damit, dass Diaspora funktionell noch nicht das kann, was es eigentlich können sollte.

Und trotzdem … ich bin weiterhin der Meinung, dass die Welt ein freies und unabhängiges soziales Netzwerk braucht und würde mich freuen, sollte Diaspora in naher Zukunft die wichtigen kleinen Schritte macht, um irgendwann mal da hin zu kommen.

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8 Kommentare

  1. Von meinem Schirm ist Diaspora vollständig verschwunden. Eigentlich schade drum.

  2. Naja was heißt schade drum, derzeit versäumst du nicht wirklich was.

  3. ich find das design eig ziemlich cool :p aber das ist wohl ansichtssache. aber immerhin cool genug, dass g+, twitter und diverses anderes zeug das ziemlich so übernommen hatte

  4. das design finde ich auch am wenigsten zu kritisieren,mal abgesehen davon das eigentlich nur der halbe bildschrim genutzt wird.
    ansonsten bin ich deiner meinung,ich bin gern dort und viel aber derzeit schadet werbung mehr als es nützt.

    die liste mit #featurewünschen wäre lang aber derzeit räumen die #devs glaub intern erstmal richtig auf. vieles ist wohl aufgrund der dezentralität nicht so einfach umzusetzen und wurde von den ehemaligen coredevs unterschätzt,aber mit dem neuem schub kommen vll auch neue programierer dazu die sich mit neuen ideen einbringen.

  5. Gut, nun weiß ich das Diaspora etwas nicht kann, aber leider noch nicht was es kann und was es nicht kann, was es aber können sollte.
    Darüber wäre ein verständlicher Artikel gut. 😉

    Jedes größere Stück muss sich erst entwickeln. Die Zeit sollten wir Diaspora schon eingestehen. Und es sollte eine sehr einfache Möglichkeit es auf den eigenen Server zu installieren, aber dies ist wohl nicht so:
    https://github.com/diaspora/diaspora/wiki/Installing-on-Debian

  6. Nicht so ganz.

    D* nutzt nur Bootstrap. http://twitter.github.com/bootstrap/

  7. Es ist wirklich schade, dass bei Diaspora nicht wirklich viel passiert ist, womit es einmal gestartet ist!

    Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf, vielleicht wird ja doch noch etwas daraus 😉

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