Die Nachricht ging gestern ja nicht nur durch Insider-Blogs, sondern auch durch die Massenmedien. Facebook stellte auf der F8-Konferenz die von Grund auf neugestaltete Ansicht für Benutzerprofile vor. Was einem sofort auffiel: Mehrere Informationen über den Nutzer sind auf den ersten Blick sichtbar, der Kurzschluss der Medien: „Datenschutz? Facebook will noch mehr wissen!„ Anzeige
Die Timeline ausprobieren
Ich habe die Timeline gestern bereits ausprobiert, danke Caschy für die nützliche Anleitung dazu! Im ersten Moment sieht die neue Ansicht der Benutzerprofile etwas magazinhaft aus. Große Bilder, viele Bilder, wenig Text. Mehr Informationen sind beim schnellen Darüberschauen sichtbar. Insgesamt wirkt das Ganze optisch erfrischend. Gut gemacht, finde ich.
Datenschutz?
Natürlich kamen nach der Veröffentlichung der neuen Facebook-Pläne auch gleich die guten, alten Datenschützer aus ihren Höhlen gekrochen und reklamierten, die neue Funktion stelle sensible Informationen der Nutzer zu prominent dar. Ein kleiner Ausschnitz aus ln-online.de:
Facebook versprach, dass Nutzer die Kontrolle darüber behalten, was ihr Netzwerk über sie erfährt. Viele Beobachter äußerten dennoch Datenschutz-Bedenken, in ersten Reaktionen von Twitter-Nutzern war vom «Ende der Privatsphäre» die Rede.
Ende der Privatsphäre?
Wie immer, wenn ich solche Texte lese, frag ich mich ernsthaft, ob einige Menschen heutzutage überhaupt noch in der Lage sind, auf sich und ihre persönlichen Angelegenheiten selbst aufzupassen. Meiner Meinung nach ist jeder Mensch selbst dafür verantwortlich, welche Daten er in sozialen Netzwerken preisgibt. Facebook zeigt nur Dinge an, die der Nutzer freiwillig angegeben hat.
Bis jetzt war es allerdings so, dass Nachrichten nach einer Zeit irgendwo im Nirvana der Pinnwand verschwanden – und deshalb nicht mehr im populären Sichtfeld waren. Das mag auf den ersten Blick vielleicht besser scheinen, da ältere Daten nicht mehr sofort für Gäste auf dem Profil sichtbar waren. Allerdings ist es damit auch einfacher für den Benutzer, selbst die Übersicht über seine freigegebenen Daten zu verlieren.
Mit der neuen Zeitleiste (Timeline) könnte der Nutzer also sogar größere Kontrolle über seine freigegebenen Daten haben, als es jetzt der Fall ist, da er viele seiner Daten im Blick hat und gegebenenfalls nachträglich löschen kann. Denn ja: Wenn jemand wirklich daran interessiert war, die Informationen waren und sind auch vor der Einführung der Zeitleiste bis auf den Facebook-Anfang nachlesbar!
Was ich sagen wollte …
Jeder, der nur kurz darüber nachdenkt, wird herausfinden, dass es rein vom Benutzer abhängt, ob Facebook ein Datenschutz-Ungeheuer ist oder nicht. Man darf sich einfach nicht zu bequem sein, selbst mal die Verantwortung in diesen Dingen zu übernehmen. Also, Kopf einschalten und die Verantwortung nicht immer bei den anderen suchen!
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Hmm, dafür das – dem Vernehmen nach* – diverse Apps fortan auch ohne gesonderte nachfrage auf die Timeline schreiben können sollen und vor allem FB entscheidet, was dort an welcher Stelle erscheint, kann man nicht gerade von größerer Kontrolle durch den Benutzer reden.
Und genau ab diesem Punkt hat man es als Benutzer eben nicht mehr selbst in der Hand, auch dann nicht, wenn man eben erwachsen genug ist, üblicherweise seinen Kopf zu benutzen bevor man irgendwas in ein soziales Netzwerk absondert. Denn genau diese „Kopfhürde“ wird ja nun, zumindest in Teilen, aufgeweicht.
* http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,787927,00.html
Hallo Schrottie,
dass Apps nun auch teilweise ohne gesonderte Nachfrage auf die Timeline schreiben können, ist natürlich nicht sehr schön, hat allerdings meiner Meinung nach nicht direkt mit dem Funktion der Zeitleiste was zu tun, sondern ist eine unabhängige Funktion. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass kaum ein Nutzer wirklich durchliest, welche Rechte sich die Anwendungen bereits heute bei einem Klick auf „Erlauben“ (oder wie der Button heißt) nimmt.
Dass Facebook nun erstmal entscheidet, finde ich dagegen nicht sonderlich als Problem. Schließlich lässt sich jeder Beitrag auch von der Zeitleiste ausblenden (oder noch sinnvoller9 löschen.
Das beste ist immer, man versucht erst gar nicht Dinge reinzustellen, denn die alte Weisheit gilt weiterhin: Das Internet vergisst nicht.
Gruß Valentin
Ich finde deinen Ansatz „Also, Kopf einschalten und die Verantwortung nicht immer bei den anderen suchen!“ durchaus richtig. In der Tat wird er viel zu selten betont.
Allerdings machst du hier, was viele „medienkompetente“ Menschen machen: Du unterstellst, dass jeder einen Überblick über diese Sachen hat, wie du es hast. Das ist aber leider grundlegend falsch. Nehmen wir doch einfach nur Kinder und Jugendliche: Diese kommen um Seiten wie Facebook gar nicht herum (Gruppenzwang etc.) und verstehen weder Sinn noch Grundlagen des Datenschutzes.
Ich jedenfalls sehe Anbieter wie Facebook schon in der Pflicht, den Nutzer darauf hinzuweisen, was mit seinen Eingaben passiert und wie lange und wo wer darauf zugreifen kann. Und damit meine ich sicher nicht zehn A4-Seiten Datenschutzerklärungen. Auch gehören für mich möglichst restriktive Voreinstellungen dazu. Ich weiß aber nicht wie es diesbezüglich bei Facebook aussieht. Ich traue denen nicht über den Weg und habe entsprechend auch kein Nutzerkonto dort.
Wenn es um Kinder und Jugendliche geht, die noch keinen Überblick, über die Materie haben, hast du natürlich Recht. Das ist allerdings nicht das Problem der Zeitleiste, sondern generell ein Problem solcher sozialen Netzwerke.
Ein weiters Problem für gerade diese Benutzergruppen sind die „freizügigen“ Datenschutz-Standardeinstellungen bei Facebook. Da sollte schon was gemacht werden, denn standardmäßig wird dort fast alles öffentlich. Das ist natürlich kein Problem, wenn man nur Dinge reinschreibt, die sowieso alle wissen dürften (was man auch so tun sollte).
Was ich in dem Artikel eigentlich sagen wollte: Vergleicht man die Pinnwand mit der Zeitleiste, ist das eine aus Datenschutzgründen sich nicht schlechter als das andere. Mit der Zeitleiste haben es „Stalker“ natürlich einfacher, an Daten zu kommen. An die kommen sie aber auch in der aktuellen Pinnwand, wenn sie es wollen. Im Gegensatz dazu hat der Benutzer mit der Zeitleiste selbst einen besseren Überblick über seine Daten, weshalb er gegebenenfalls im Nachhinein das eine oder andere wieder löschen kann.
Gruß Valentin
Hallo Valentin und Kommentatoren,
ich finde auch, dass man seinen Kopf einschalten sollte – in jeder Situation des Lebens. Man ist selbst schuld, wenn man Daten und Informationen „freiwillig“ preisgibt! Man sollte bei jeder App, die man nutzt, herausfinden, welche Daten versendet werden. Klar, das ist sehr anstrengend und ich mache das leider auch zu selten, aber das ist die einzige Möglichkeit.
Ich bin, zum Beispiel aus dem Grund der standardisierten veröffentlichten Einstellungen, nicht bei Facebook angemeldet. Viele andere wissen gar nicht, dass man diese Funktion „privatisieren“ kann – leider.
Viele wissen auch gar nicht, dass Datenschutz wichtig ist.
Mir ist aufgefallen, dass die Leute, die sich mit der Materie Informations(-technik, etc.) auseinander gesetzt haben und die entsprechende „Medienkompetenz“ haben, viel datenschutzbewusster mit den eigenen Informationen umgehen.
Aber in Deutschland ist das zum Glück nicht ganz so schlimm, wie in anderen Ländern, z.B. USA.
Falls es jemanden interessiert, kann sich meinen Artikel zu den Gründen, warum ich bei Facebook nicht angemeldet bin, durchlesen.
Es gibt andere soziale Netzwerke, die genau das Gegenteil bzgl. des Datenschutzes machen. Alle Einstellungen sind privat und man kann sie nach und nach veröffentlichen, wenn man es möchte. Das Projekt nennt sich Diaspora*:
…und bei diesem bin ich guten Gewissens angemeldet.
Jeder weiß, wie gesundheitsschädlich und suchtfördernd Tabak und Alkohol sind. Dennoch wird gesoffen und geraucht bis zur Selbstzerstörung. Dabei handelt es sich beileibe nicht nur um unerfahrene und unwissende Kinder/Jugendliche. Natürlich sind diese “Genussmittel” nicht verboten (härtere Drogen leider leider schon, mit der Konsequenz des bekannten Rattenschwanzes). Sie unterliegen aber staatlicher Kontrolle. D. h., staatlichen Organe nehmen hier geetzliche Schutzaufgaben war. Ähnlich verhält es sich mit dem Schutz personenbezogener Daten: Die Datenschutzbeauftragten haben einen klaren gesetzlichen Auftrag: Den Konsumenten vor Datenmissbrauch durch andere und damit auch vor eigenem Fehlverhalten zu schützen. Wer das nicht will, hat die Möglichkeit, die geltenden Gesetze über Wahlen zu ändern.