Zu allererst die kurze Zusammenfassung: Wenn man mit dem Begriff besser meint, Kubuntu 11.04 sei reifer und vollständiger als Ubuntu 11.04, dann liegt man damit sicherlich nicht nicht so falsch. Nun zur Langfassung:
Die Vorgeschichte
Seit einigen Jahren nutze ich Ubuntu auf meinem Computer. Derzeit hab ich Ubuntu Maverick mit einigen Anpassungen als Produktivsystem laufen. Ubuntu Natty hatte ich bis vor kurzem auf einer Testversion installiert und es bis zur finalen Version immer wieder angetestet (siehe einige Artikel hier im Blog). Über einen Wechsel denk ich derzeit nicht nach, da Unity für mich noch nicht „fertig genug“ ist. So einige Dinge fehlen noch, außerdem gibt es Probleme mit dem ATI-Treiber, der im Zusammenspiel (ob man das so nennen darf?) mit der neuen Compiz-Version versagt. Anzeige
Da gab es ja noch …
Im ganzen Trubel um Ubuntu und Unity ist die zeitgleiche Veröffentlichung der KDE-Version Ubuntus (Kubuntu) ziemlich untergegangen. Unzählige Blogger berichteten über Unity und veröffentlichten ihre Meinung darüber. Kaum einer aber schrieb etwas zu Kubuntu. So dachte ich mir heute: Warum Ubuntus KDE-Version nicht wieder mal ausprobieren.
Die letzte KDE-Version, die ich getestet hatte (4.5.x) war seit langem wieder eine KDE-Version, die ich als gut und angenehm nutzbar empfand. Trotzdem blieb ich bei Ubuntu, die GNOME-Sache war dann trotzdem etwas ausgereifter. Mit (K)Ubuntu Natty hat sich nun aber einiges geändert. Zum einen wird die GNOME-Version mit der (in meinen Augen) sehr experimentellen Unity-Shell ausgeliefert, zum anderen steckt in KDE 4.6.x ein weiteres halbes Jahr gute Arbeit der KDE-Entwickler. Ich surfte also auf die Kubuntu-Seite und zog mir die neue Natty-Version.
Die Installation
Zur Installation gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Sie ist Ubuntu-typisch sehr einfach gehalten und funktionell der Ubuntu-(GNOME)-Installation sehr ähnlich. Die Installation unterscheidet sich, mit Ausnahme des Designs, nur in einigen wenigen Details.
Das ATI/AMD-Treiberproblem
Die neue Compiz-Version macht zusammen mit den schlechten ATI-Treibern den Unity-Desktop, ebenso wie den GNOME Classic-Desktop sehr zäh und langsam. Nur durch eine Einstellungs-Änderung im CompizConfig-Einstellungs-Manager wird eine halbwegs gute Performance erreicht.
Kwin (KDEs Fenstermanager) allerdings macht auch mit den proprietären ATI-Treibern keine Probleme, ganz im Gegensatz zu Compiz (Unitys Fenstermanager). Das Problem scheint also wohl zwischen ATI-Treiber/Compiz liegen. Ruckelnde Fenster und starkes Tearing hab ich nämlich weder in GNOME 3, noch mit KDE 4.6.
Der erste Eindruck
Im ersten Moment wirkt der KDE-Desktop sehr modern. Ich persönlich hab einige Standard-Einstellungen aber umgeändert. Zum Beispiel gefällt mir die leere Ordner-Box, die einem beim Start präsentiert wird, mitten auf dem Desktop nicht. Das Ganze hab ich schnell auf die klassische Ordner-Ansicht geändert, sodass Dateien direkt auf den Desktop gelegt werden können. Ich versteh zwar, dass die Standard-Ansicht einige Vorteile mit sich bringt, doch hab ich den Desktop meistens komplett leer. Ich nutze ihn lediglich als Zwischenablage für Dateien.
Etwas, was mir am KDE-Desktop grundsätzlich nicht gefällt, ist die Fülle an Einstellungsmöglichkeiten bzw. die Vielfalt an Optionen. Ich bin eher ein Anhänger der GNOME-Mentalität: Lieber weniger Möglichkeiten, Dinge zu ändern, dafür die Standard-Einstellungen sinnvoll wählen. Viele Optionen verwirren, da sie die Sicht auf das Wesentliche verschleiern. Das ist auch ein Grund, warum mir eine Idee, die Martin Gräßlin vor einigen Wochen auf seinem Blog vorbrachte, ganz besonders gut gefallen würde. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:
Es handelt sich hierbei um ein Mockup, das Martin Gräßlin in seinem Blog veröffentlichte. Das Bild zeigt, dass es möglich wäre, das Programm-Menü in einen Button zu packen und diesen in der Titelleiste unterzubringen. So ähnlich machen es im Moment die neuesten Versionen einiger großer Browser (Firefox, Opera).
Die Idee bietet mehrere Vorteile. Zum einen werden die gefühlten einhundertzwanzigeinhalb Millionen Einstellungen nur sehr selten genutzt, oft nur bei der Ersteinrichtung. Zum anderen könnte man somit den Blick aufs Wesentliche schärfen, Platz gewinnen und für die nette Optik was machen.
Leider gibt’s auch viele Gegner im KDE-Lager, denen das Ganze gar nicht gefällt. Ich hoffe aber mal, dass es sowas vielleicht irgendwann mal geben wird. Nun aber weiter zum eigentlichen Thema. Ich wollte ja etwas zu Kubuntu sagen :-).
Musik
Ein ganz, ganz, ganz großes Manko in Kubuntu ist in meinen Augen der Standard-Musik-Player. Ich kann mich mit der KDE4-Version (2.x) von Amarok einfach nicht anfreunden. Amarok 1.x hab ich zu jener Zeit noch genutzt, mit Amarok 2.x werd ich leider nicht warm. Vielleicht bin auch einfach zu dumm, um das Programm zu durchblicken, vielleicht ist Amarok aber auch einfach nicht mein Fall.
Mal abgesehen davon, dass Amarok sehr instabil ist und im meinem Test das einzige Programm war, das mehrmals abgestürzt ist, finde ich die Bedienung sehr umständlich. Möglicherweise kann Amarok ja viel, das hilft einem Anwender aber nichts, wenn er nicht mal die einfachen Funktionen zum Laufen bekommt.
Der Browser
In der heutigen Zeit ist wohl der Browser das Programm, das am häufigsten genutzt wird. Seit Kubuntu Maverick kommt dabei nicht mehr die eierlegende Wollmilchsau Konqueror zum Einsatz, sondern rekonq, ein leichter, minimalistischer und moderner Browser. Da er wie Safari und Chrome auf webkit basiert und damit aktuelle Webstandards hervorragend unterstützt, hab ich den Wechsel sehr befürwortet.
Allerdings stellte ich unter anderem hier, beim Schreiben dieses Artikels, fest, dass es wohl noch ein paar kleinere Probleme mit größeren JavaScript-Aufgaben gibt. Kurzfristige wird er bei mir Chromium nicht verdrängen können.
Fazit
Kubuntu 11.04 ist ein sehr gelungenes Release. Die ganze Sache wirkt ziemlich ausgereift. Den direkten Vergleich mit Ubuntu Natty hat Kubuntu also gewonnen. Ob es mein Ubuntu 10.10 ersetzen kann, weiß ich nicht. Für ein endgültiges Urteil war mein Test eindeutig zu kurz. Ich werde mir das KDE-Natty jetzt einige Tage ansehen und ausführlich testen und dann eventuell nochmal hier einen Statusbericht abgeben.
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Hallo,
auch Xubuntu 11.04 ist etwas untergegangen im ganzen Unity-Trara. Ich habs jetzt mal auf dem Notebook installiert und muss sagen, dass ich recht angetan bin.
Bei KDE bin ich nie so richtig reingekommen und fands völlig unübersichtlich. Mag sein, dass das ein oder andere Sinn macht, ich war jedes Mal sehr schnell abgeschreckt vom „Fremden“.
Bei XFCE ganz anders, ist Gnome 2 doch recht ähnlich (GTK+). Ein paar Kernkomponenten ausgetauscht durch die Gnome-Programme und schon fühlt man sich „daheim“.
Ich würds jedem, der mit Unity (und Gnome3) (noch) nicht so recht einverstanden ist, empfehlen mal „reinzuschmecken“ in Xubuntu.
Lang hab ichs auch noch nicht drauf, vielleicht taucht noch das ein oder andere auf was mich stört, aber momentan bin ich damit recht zufrieden.
Auf dem PC bleibt vorerst mal noch die LTS mit Gnome 2, mal schaun was die Zukunft bringt.
Ich nutze seit Jahren nur KDE und bin sehr zufrieden. Hier und da kommen auch mal GTK-Programme auf meinen Desktop, aber die Regel ist QT sprich: KDE.
Zum Amarok: Ich kennen *keinen* der mit dem Amarok2 zufrieden ist. Ich weiß auch nicht, was die Jungs sich dabei gedacht haben! Amarok1.4 war großartig! Aber seit dem die 2 dort prangt, kann man das Teil gleich wieder von der Platte verbannen, nimmt nur Platz weg. Als Alternative bietet sich clementine an. Ein Player der auf dem alten amarok1 basiert und weiter entwickelt wurde! TOP!
Danke für den Tipp. Ich werde mir Clementine mal näher ansehen.
Gruß Valentin
Ich kenne keinen der mit Amarok2 nicht zufrieden ist 🙂
habe alleine wegen Amarok2 schon manche zu Kubuntu bringen können.
Abstürzen tut das Teil bei mir nie und ich weiß echt nicht was es daran immer zu meckern gibt
Und was an Amarok2 kompliziert sein soll ist mir auch völlig schleierhaft.
Es gibt in der ganzen Computerwelt meiner Meinung nach keinen besseren Player 🙂
Pingback: Für GNOME3-Hasser und Unity-Verweigerer: Xubuntu mit Xfce-Desktop | picomol.de
Ich nutze Linux mittlerweile immer weniger.
Auf meinem Notebook läuft aber auch noch eine Kubuntu Version.
Ich mochte KDE schon immer lieber.
@Jens: Dann hast Du sicherlich nicht mit Amarok1.4 gearbeitet. War einfach sinniger und logischer aufgebaut! So, wie Clementine jetzt. ABER: Der Vorteil ist ja, dass sich jeder das aussuchen kann, was er gerne nutzen möchte 😉
Lieber Autor, ich würde mich über eine Aktualisierung freuen, die du angekündigt hast. Mich interessiert das Thema brennend.