So wirklich kann ich mir das nicht vorstellen, aber der heute auf netzwertig.com erschienene Artikel lässt mich da schon etwas nachdenklich werden. Die Konzentration von Inhalt auf mobile Apps und soziale Netzwerke führt dazu, dass Nutzer seltener das freie Web (das Browser-Internet) nutzen. Weniger Nutzen, kleinerer kommerzieller Markt, weniger Inhalt, weniger Nutzer, Teufelskreis.

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Die angeforderte Seite existiert nicht

Die angeforderte Seite existiert nicht

Der derzeit festzustellende Trend, das Internetgeschehen in soziale Netzwerke und Apps zu verlagern, führt meiner Meinung nach in eine Sackgasse. Das Internet sollte eine Plattform der Offenheit sein und so barrierefrei wie möglich. Die App-Welt finde ich in ihrer derzeitigen Form steinzeitlich. Für jedes Betriebssystem soll eine eigene App her – das führt Nutzer natürlich zwangsläufig zu großen Betriebssystemen – zu Monopolen. Große Konzerne wie Apple und Google haben natürlich Interesse an geschlossenen Systemen, da sich damit entsprechend einfach Geld verdienen lässt.

Den richtigen Ansatz wählt Mozilla. Der Firefox Marketplace ist auf Offenheit ausgelegt und soll irgendwann für alle, also nicht nur für Firefox-Benutzer nutzbar sein. Ob sich der Ansatz plattformübergreifender HTML5-Apps durchsetzen kann, ist derzeit nicht absehbar. Zu hoffen wäre es auf jeden Fall, denn der Ansatz – eine App für alle – könnte den aktuellen Trend zu immer geschlosseneren Systemen stoppen.

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10 Kommentare

  1. Da liegst du leider richtig… wer weiß denn heute noch, was das Internet überhaupt ist? Ich meine damit keine technischen Details ala Protokolle, Routing, DNS usw, sondern einfach das grundlegende Prinzip. Webseiten und E-Mail sind getrennte Sachen und Teil des Internets, Facebook-Nachrichten sind keine Mails, WhatsApp Nachrichten sind keine SMS, WLAN != Internet… Apps hier, Apps da.. schrecklich.
    Ich bin gespannt, was sich Mozilla noch so einfallen lässt, die HTML5 Apps sehen interessant aus und auch FirefoxOS werde ich mir mal ansehen, wenn ein neuen Mobiltelefon nötig sein wird.

  2. Ich sehe das ebenso wie du. Besonders die Geschlossenheit der „sozialen“ Netzwerke wie FB ist mir ein Dorn im Auge genau aus diesem Grund. Man stelle sich mal vor, bei E-Mail wäre es genauso: gmx verschickt/empfängt nur gmx, web.de verschickt/empfängt nur web.de … DAS ist mein Problem mit FB und Co.

    Interessant in diesem Zusammenhang finde ich Friendica. Da geht schon mal in dir richtige Richtung.

  3. @Finn:

    Für am wichtigsten ist die Dezentralität (auch wenn es nicht vollständig so ist, siehe DNS zum Beispiel), ich kann mir einen eigen Mailserver installiern und trotzdem mit allen anderen Mailteilnehmern kommunizieren.

  4. Du kannst es dir nicht vorstellen?

    Es gab doch mal den schönen Witz, dass früher das Internet für Eltern das Netscape Symbol war, danach das große e und heute das f-Symbol.

    Da ist absolut was dran. Menschen die sich überhaupt nicht für das Internet interessieren aber sozial mitwirken wollen, verhalten sich eigentlich alle so.

    Ich kenn einige, die keine E-Mails mehr schreiben. Also auch keine mehr bekommen wollen: “ Das ist zu stressig die zu checken, sie sind NUR noch bei Facebook. Dass Whatsapp sich dazugesellt, ändert an der sache nix.

    Ich finde die witzige Initiative „holen wir uns unser Internet zurück“ ganz gut, da sie sagt, dass es auch eine große Gefahr ist, wenn neue Inhalte nur noch auf großen Plattformen anstatt dezentral in Blogs, Homepages usw. erstellt werden. Was ist wenn aussortiert wird oder wenn Facebook jetzt seinen Dienst einstellt? Da geht ne menge Qutasch aber auch ne Menge sinnvolle Inhalte verloren.

    Also ich kanns mir gut vorstellen!

  5. @Freiheit:

    Wenn das mit der Mail so wie bei Facebook wäre, dann würden eben alle zu GMX gehen. Alle 10 Jahre oder so gibt es vielleicht einen neuen Platzhirsch und die Masse wechselt dorthin.

    Aber ich denke wir gehören zu denen, die das Internet auf überdurchschnittliche Weise nutzen. Ich bin schon ganz zufrieden, wenn andere Leute ihren Rechner und das Internet noch halbwegs normal nutzen können.

  6. Wobei die eigentliche Debatte hier nicht um Offenheit versus Geschlossenheit geht, sondern um Ideologie versus Komfort.

    Für die breite Masse spielt es keine Rolle, ob eine Webseite die offenere Technik ist. Eine App hat einen Mehrwert für den Endnutzer und das entscheidet doch letztlich. Mit wertegesteuerten Argumenten lassen sich nur wenige Nutzer überzeugen. Es ist letztlich gutes Design (im Sinne von Nutzererlebnis) und in diesem Punkt hinkt freie Software meilenweit hinterher.

  7. @dos: Das Argument „Komfort“ spielt beim Nutzer natürlich eine große Rolle, da gebe ich dir schon Recht. Ich kann auch nachvollziehen, warum viele Menschen lieber Apps nutzen, als den Browser. Trotzdem sehe ich langfristig darin nicht die Lösung. Es sollte alles daran gesetzt werden, dass Browseranwendungen besser in bestehende Betriebssysteme integriert werden können. Ich meine damit Benachrichtigungen, Interaktion mit anderen Programmen, einfach eine gute Integration ins Betriebssystem. Natürlich spielen auch bessere Performance usw. eine große Rolle.

  8. Ich denke nicht, dass das Internet ausstirbt. Viele meiner Bekannten/Freunde sind inzwischen wieder teilweise oder ganz „back to the roots“. Nutzen also soziale Netzwerke nur noch zum teil oder gar nicht mehr, tauchen wieder im IRC, in ICQ oder in Foren auf usw. Sogar im Usenet habe ich wieder alte Kontakte reanimieren können.

    Wenn ich mir dann z. B. ein Projekt ansehe an dem ich beteiligt bin, kann es gar nicht so schlimm sein. Dieses Forum hat z. B. innerhalb von einem halben Jahr 3000 Anmeldungen zu verzeichnen. Apps wie Tapatalk bieten wir z. B. gar nicht an. Facebook-Like-Buttons oder ähnliches ebenfalls nicht.

    Genauso halte ich die Aussage, dass Tablets und Co. den normalen Rechner ablösen für falsch. Klar gehen die Umsätze für Tablets hoch und die der PC herunter. Meiner Meinung nach hat das aber einen anderen Grund. In meinem Rechner ist z. B. ein i5-750 verbaut. Diese CPU wird schon seit Jahren nicht mehr produziert. Da ich aber bisher noch alles damit machen kann, warum sollte ich mir einen Rechner kaufen? Das sehen auch viele aus meinem Bekannten- und Freundeskreis so und kaufen sich eben fürs Sofa ein Tablet.

  9. @Valentin: Ja, das Problem ist hier vielleicht auch, dass die Browser-Technologie, bzw. die Web-Standards sich nur langsam entwickeln. Bis sich Sachen wie HTML5 durchsetzen, das dauert ja immer recht lange. Wenn man sieht, dass teilweise noch die alten IE-Versionen unterstützt werden (müssen) etc… Da sind Apps einfach klar im Vorteil. Wobei man hier vielleicht den Begriff Browser ersetzen sollte. Eigentlich ist ja einfach eine plattformübergreifende Technologie gemeint.

  10. Also, wenn ich mir vorstelle, ich will ernsthaft über eine Sache recherchieren und habe dann nur die Wahl zwischen „frage deinen Freund auf Facebook“, „Mobile Webseite im Pseudo-iPhone-Style mit LowRes-Bildern“ und „mobile App – natürlich NICHT für mein N9″…

    Ne, ein Smartphone als Ergänzung zu einem „richtigen“ Internet-Device mit großem Bildschirm macht mich produktiver, eine reine Forcierung auf winzige Bildschirme und Walled Gardens wird nur zu einer Umsatzsteigerung der lokalen Buchhandlung führen.

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