Soviel zur Performance im laufenden Betrieb. Nun ein paar Worte zum Startvorgang: Die GNOME Shell startet shell, äääh, schnell. Bereits 2 oder 3 Sekunden nach dem Login ist die Oberfläche da, fix und fertig. Unity startet allerdings auch nicht sonderlich langsam, verliert das direkte Duell allerdings um ein paar Sekunden und braucht damit doppelt so lange. Nunja, wirklich ausschlaggebend sollte das Argument nicht sein – aber erwähnt wollte ich es haben.
Die Bedienung
Dieser Punkt ist wohl einer der wichtigsten, weshalb er auch etwas ausführlicher werden wird. Wie lässt sich die Desktopoberfläche bedienen? Was stört? Was gefällt besonders gut?
Programme starten
Unity orientiert sich mit seinem Launcher an Windows 7, oder an MacOSX. Der Wechsel zwischen den Programmen erfolgt über den Launcher auf der linken Seite. Der Launcher wird standardmäßig ausgeblendet, wenn er von einem Fenster überdeckt wird. In Ubuntu Natty gab es zwei Möglichkeiten, den Launcher wieder raus aus seinem Versteck zu holen.
- Mauszeiger in die linke obere Ecke -> Launcher erscheint sofort.
- Mauszeiger an die linke Kante -> Launcher erscheint nach einer kurzen Wartezeit. Die Wartezeit deshalb, um zu verhindern, dass der Launcher unabsichtlich in den Vordergrund geholt wird.
Ich benutzte vor allem die erste der beiden Möglichkeiten, weil mir die Wartezeit bei der zweiten Methode zu lang war. In Ubuntu Oneiric wurde nun die erste Möglichkeit gestrichen. Warum? Ich weiß es nicht. Jedenfalls finde ich etwas nervig an der linken Kante warten zu müssen. Auch, weil der Launcher nicht immer auch wirklich erscheint. Manchmal sind zwei oder mehrere Versuche notwendig.
Ein weiteres Problem der Unity-Oberfläche, die mich nervt, ist das globale Menü im oberen Panel. Dabei ist es nicht das Prinzip des globalen Menüs an sich, das mich stört, sondern die Tatsache, dass es erst beim Überfahren mit der Maus sichtbar wird. Erstens sieht man auf den ersten Blick nicht, welche Menüelemente es gibt, zweitens fährt man oft unabsichtlich über das Panel (zum Beispiel beim Tab-Wechsel im Browser). Dieses unabsichtliche Überfahren führt dazu, dass der Desktop in meinen Augen etwas unruhig wird.
Benachrichtigungen
Nun kommt ein Punkt, den die GNOME Shell wieder sehr viel besser umsetzt als Unity: Das Benachrichtigungssystem. Ich finde das bei der Shell nämlich genial umgesetzt.
In Unity sollen die Benachrichtigungen wirklich nur Benachrichtigungen sein. Sie sollen nicht zur Interaktion einladen (was auch nicht möglich ist), sondern lediglich informieren. Ich fand die Benachrichtigungen eigentlich recht gut, als sie eingeführt wurden. Sie wirken elegant und stören nicht. Außerdem vereinheitlichten sie verschiedene Typen von Benachrichtigungen. Die GNOME Shell funktioniert im Ansatz ähnlich, führt diesen aber noch etwas weiter.
Benachrichtigungen erscheinen bei der GNOME Shell unten mittig im Bildschirm als ca. 20 Pixel hoher schwarze, leicht transparenter Balken. Bis jetzt haben sie lediglich Info-Charakter. Kennen wir bereits. Nun geht’s aber weiter. Überfährt man mit der Maus die Benachrichtigung, erscheinen zusätzliche Optionen. Die sind von Benachrichtigung zu Benachrichtigung verschieden. Wird beispielsweise in Rhythmbox ein Lied fertig und das nächste beginnt, wird man erst über das neue Lied informiert – wie in Unity. Nun kann man aber mit der Maus nach unten fahren und es erscheint Albumcover sowie Zurück-, Pause- und Weiter-Buttons.
Noch genialer finde ich die Benachrichtigungen des Instant Messengers Empathy bei neuen Nachrichten. Fährt man mit der Maus auf die Benachrichtigung, kann man direkt auf eine Nachricht antworten, ohne einen weiteren Klick. In Unity muss man dagegen auf das Nachrichtensymbol im oberen Panel und dann nochmal auf den entsprechenden Kontakt klicken, es öffnet sich das Chatfenster. Kennt man erstmal das GNOME Shell-Benachrichtigungssystem, wirkt der Unity-Weg wirklich sehr umständlich.
Werden Benachrichtigungen der GNOME Shell nicht sofort beachtet, verschwinden sie und können mit einem Zeigerstups in die rechte untere Ecke von dort wieder hervorgerufen werden.
Ich kann was, was du nicht kannst
Neben den verschiedenen Bedienkonzepten gibt es auch noch verschiedene Funktionen, die die eine Desktop-Oberfläche beherrscht, während sie der anderen fehlen. So werden GNOME Shell-Fensterrundungen zum Beispiel schön geglättet, während sie in Unity ziemlich kantig wirken.
Andererseits lässt sich das Verhalten von Compiz beliebig anpassen oder durch Extra-Funktionen erweitern. Mittels CCSM hat man Zugriff auf unzählige nützliche und unnütze Plugins und Spielereien. Compiz ist also im Vergleich zu Mutter sehr gut konfigurierbar.
Wer keine 3D-fähige Hardware oder zu schlechte Treiber sein Eigen nennt, der kann leider nicht in den Genuss der GNOME Shell kommen. Die klassischen GNOME-Panels wurden zwar auf GNOME3 portiert und lassen sich recht einfach über das Paket gnome-panels installieren, so wirklich viel Mühe scheint man sich bei der Portierung allerdings nicht gemacht zu haben. Der Modus ist lediglich im Notfall zu gebrauchen.
Im Gegensatz dazu ist Unitys 2D-Version ziemlich nahe am 3D-Äquivalent. Einige Dinge sind zwar nicht möglich (Aero Snap und einige Effekte), das Bedienkonzept ist aber ziemlich ähnlich und auf jeden Fall für schwächere Systeme auch in der Praxis verwendbar.
Fehler, Bugs und Fazit
Das Bedienkonzept der GNOME Shell ist im Vergleich zur Unity-Bedienung etwas gewöhnungsbedürftiger, da es in vielen Ansätzen etwas revolutionärer entwickelt wurde. Beide Oberflächen reagieren manchmal „seltsam“. Die meisten GNOME-Shell-Eigenheiten ergeben nach einer längeren Zeit der Benutzung aber Sinn, während es in Unity Fehler gibt, die mit der Zeit, immer mehr nerven – es sich also wirklich um Fehler und nicht nur Ungewohntheiten handelt.
Etwas Unschönes hat die GNOME Shell aber dann doch, davon haben die meisten auch sicher schon gehört. Standardmäßig gibt es nämlich keinen „Ausschalten“-Knopf. Es gibt lediglich einen „Bereitschaft“-Button. Erst wenn man die Alt-Taste betätigt, wandelt sich dieser, in ein „Ausschalten“ um. Klickt man darauf, kann man zwischen ausschalten und neustarten unterscheiden. Tja, eigentlich bin ich ja ein Freund solcher Energieoptionen, aber was ist, wenn diese nicht funktionieren, was unter Linux leider sehr oft der Fall ist? Dann bringt der berühmte Ottonormalnutzer jedes Mal, wenn er auf „Bereitschaft“ klickt, den Computer zum Absturz. Bei meinem Sony VAIO Notebook funktioniert zum Beispiel weder Bereitschaft (Standby) noch Ruhezustand (standardmäßig). Klicke ich auf Bereitschaft, fährt der Computer zwar scheinbar in den Energiesparmodus, möchte ich ihn aber wieder aufwecken, wird er normal hochgefahren. Hätte ich ein Dokument offen und nicht gespeichert, es wäre wahrscheinlich weg. Selbiges geschieht bei der Benutzung des Ruhezustands.
Abgesehen von den angesprochenen Schnitzern bin ich mit der GNOME Shell aber glücklich. Dass man die „Alt“-Taste beim Abschalten verwenden muss, ist zwar nicht intuitiv und man würde von selbst wahrscheinlich auch nicht so leicht draufkommen, aber solange es das einzige ist, was ich mir für de Bedienung der Shell merken muss, ist der Zustand tragbar.
So bin ich nun, nach langem Test mit beiden Oberflächen, zufriedener Ubuntu GNOME Shell Nutzer und hoffe, dass die GNOME-Pakete soweit wie möglich unverändert in die Distribution kommen und nicht von den Canonical-Entwicklern kaputtgepatcht werden – denn – von Ubuntu selbst bin ich nach wie vor begeistert, sodass ich davon weder wegwill noch -kann.
Weitere Meinung
Die Meinungen zum Thema GNOME Shell/Unity sind durchaus gespalten. Deshalb verlinkte ich hier Artikel anderer Blogger, die sich ebenfalls eine Meinung über die Desktopoberflächen gebildet haben. Achtung: Viele Artikel beziehen sich noch auf Nattys Unity und einige auch auf Entwicklerversionen. Bitte also vor dem Lesen aufs Datum schauen ;-).
- Pinguinzubehör: Taskleiste, Panel, Dock & Co. oder Der Vorteil der vergessenen Fensterlisten | Eine Woche Gnome 3: Der uniformierte Desktop | Wird GNOME wieder zum Zwerg? – eine Generalkritik zur neuen Shell
- Blogausgraz: Ubuntu 11.10 .. auf ein Neues .. aber mit Gnome3
- Schreibtira.de: Ubuntu Oneiric Ocelot: Unity galore
- drice.blog: GNOME-Shell unter Oneiric
- Tridex: GNOME 3? Nein danke!
- Linux und Ich: Unity im Video-Review
- burlis Blog: Unity oder nicht Unity? Das ist hier die Frage | Was haben die blos aus Unity gemacht? Ist das ein Witz?
- bejonet: Linux-Tablet-Oberflächen
- Martin Gräßlin: Unity – Herausforderung und Chance für den freien Desktop
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Wie immer ein sehr guter Artikel. Habe in Deinem Blog schon viele nützliche Informationen gefunden.
Eine Frage noch: Welche Pakete muß ich (nach) installieren, wenn ich bei Gnome 3 das klassische Menü haben will? Und hast Du da auch schon Erfahrungen sammeln können?
Grüßerle Markus
Hallo Markus, danke für das Lob!
Zur Installation des klassischen GNOME-Panels musst das Paket gnome-panel installieren. Allerdings, wie geschrieben, man kann nicht wirklich etwas damit anfangen. Für Freunde des klassischen Desktops empfehle ich Xfce bzw. Xubuntu.
Gruß Valentin
Interessanter Vergleich:
„während es in Unity Fehler gibt, die mit der Zeit, immer mehr nerven“
Kannst da eins, zwei Beispiele nennen?
Hallo! Ich freue mich sehr über den ausführlichen und schön erzählten Vergleich. Vielen Dank! 🙂
Bei dem Punkt mit den Icons kann ich dir voll und ganz zustimmen. Die sehen wirklich bei Unity schicker aus. Theoretisch könnte man ja bei der GNOME Shell das Ambiance-Theme aktiviert lassen, aber es wirkt einfach gegensätzlich.
Bei den Benachrichtigungen bin ich anderer Meinung: Die Notify OSD (Unity) sind schlicht gehalten, aber man Bemerkt sie dennoch. Bei der GNOME Shell habe ich die Vermuting, dass man die eine oder andere mal leichter übersieht. Beweisen könnte ich es allerdings erst nach einiger Zeit der Benutzung 😉
Man muss immer bedenken, dass die beiden Shells noch ziemlich neu sind. Das GNOME Projekt hat ja in den letzten Jahren schon einen Job und hat mehr Erfahrung als Untity. Wobei ich aber sagen muss, dass Unty für das, dass es erst seit wenigen Jahre Existiert, sich schon stark entwickelt hat. Dadurch, dass Unity zusammen mit Ubuntu entwickelt wird, wird es immer etwas besser in Ubuntu integriert sein, als die GNOME Shell. In ein bis zwei Jahren werden wich die beiden flüssiger und fehlerfreier bedienen lassen.
Letztendlich sind beide Shells gelungen und modern. Wahrscheinlich werde ich beide installiert haben.
Gruß, Andreas
Ich denke mal, er meint den Launcher. Aber ich bin zuversichtlich, dass der Fehler bald entfernt wird.
Hallo Sebastian,
damit meine ich mehrere, kleinere Dinge. Zum einen gibt es aufgrund des Global-Menüs immer Probleme mit Fenstern im Hintergrund. Der Launcher kommt auch nicht immer hervor, wenn er es tun sollte. Ab und zu verschwindet die Titelleiste vom Firefox, solche Dinge…
Es sind mehrere: Einige werden womöglich noch behoben, andere werden es ins Release schaffen.
Gruß Valentin
Ich bin auch kein Fan des „Global Menu“. Das könnte daran leigen, dass ich Windows vor Linux genutzt habe. Mac OS X-Nutzer haben es eventuell leichter.
Kann man das „Global Menu“ eigentlich abschalten?
EDIT:
Um das Global Menü zu deaktivieren, genügt es das Paket „indicator-appmenu“ zu entfernen. Danach werden die Titelleisten – wie gewohnt – wieder im Programmfenster angezeigt.
Vielleicht hilft es ja jemandem 😉
Hallo, Ubuntu 11.10 Beta 1 hab ich auch schon getestet und muss sagen es sieht immer besser aus. Leider gibt es ein Problem und zwar schon seit Ubuntu 11.04 und zwar bei mir werden oben auf den Deskop drei Streifen angezeigt, die quer über den ganzen Bildschirm verlaufen, liegt wahrscheinlich an den ATI Grafik Chip (ATI Radeon Express 1250) was im Notebook verbaut ist.
Wenn ich beide Desktops, also sowohl Gnome 3 und Unity so vergleich, dann gefällt mir persönlich Gnome 3 besser, wirkt nicht so verspielt, vor allem dieses violett und orange bei Ubuntu kann ich auch bald nicht mehr sehn. Was mir bei beiden auch nicht gefallen sind die Icons, dar gibt es viel schickere z.B. Faenza oder iIcons.
Gnome 3 (Fedora 15) lief bei mir aber auch mit Problemen, vor allem waren es Darstellungsfehler, der PC stürzte auch ständig ab.
Trotzdem würde ich aktuell Gnome 3.2 z.B. lieber auf Fedora testen, folgendes habe ich nähmlich auf webupd8.org gelesen:
* GTK+ 3.2 is not built with Broadway backend support in Ubuntu 11.10 (with „–enable-
x11-backend“ and „–enable-broadway-backend“) and building it myself doesn’t work
either due to a bug in libcanberra it seems (I get a segfault). If you get it to work, please
let me know how 🙂
* the Nautilus preview feature is missing in Oneiric (Sushi has not been packaged)
* GNOME Documents is not available in Oneiric yet (as far as I know)
* GDM 3.2 is not yet available in Oneiric
* Epiphany in Ubuntu 11.10 doesn’t support web apps yet, but I’ve compiled the latest
version for this post (unfortunately, this is the only missing feature that I could „fix“ in
Oneiric)
den gesamten Text findet man hier:
http://www.webupd8.org/2011/09/gnome-32-released-see-whats-new.html
Schöner Artikel! Das Problem mit dem Herunterfahren im Status-Menü der Gnome Shell kenne ich nur zu gut. Zum Glück lässt sich die Shell ja erweitern und anpassen. Hier findest Du vielleich ein paar nützliche Erweiterungen für die Shell:
http://justinstories.wordpress.com/2011/05/27/five-must-have-gnome-shell-extensions-for-fedora-15/
Artikel ist zwar für Fedora, aber ich bin sicher die Pakete sind auch in Ubuntu erhältlich.
Ich werde jedenfalls auch Gnome 3 auf 11.10 verwenden. Ich kam auf Ubuntu, als noch Gnome 2.x in den Ubuntu-Versionen vorhanden waren. Plötzlich der Umstieg. Mir passt es einfach nicht.
Sehr schöner Artikel. Ich freu mich auf die kommenden Beiträge 😉
Ich würde Dir auch empfehlen Gnome 3.2 auf Fedora zu testen. Nach 5 Jahren Ubuntu hatte mich Unity dazu bewogen zu Fedora zu wechseln, da ich die Gnome-Entwicklungen immer teste und mitgehe. Und nach einen nochmaligen Test in Oneiric mit Gnome 3 vor Kurzem (war eine Katastrophe), war dieser Schritt zu Fedora der richtige. Dort kann sich einfach nicht eine Shell Entwicklung mit der Unity Entwicklung in die Quere kommen. Schade, ich fühlte mich gut bei Ubuntu.
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Hallo habe von ubuntu 11,4 auf die 11.10 version nen distri update gemacht.und muss sagen zum thema ati wo ich in 11,04 noch probleme hatte sind diese probleme weg.3d beschleunigung war mit meine ati x700 karte unter ubuntu 11.04 nicht möglich seit dem update auf 11.10 volle 3d beschleunigung.jetz hab ich probleme mit mein internet dies macht sich bemerkbar beim softwarecenter ich kann nix installieren wenn ich nich mit dem netzwerkmanager im netz bin dieses problem muss gelösst werden.kann es sein das ich usb modeswitch neu installieren mus oder woran liegtc es?
also ich komm nur mit ixconn ins internet das programm nutz ich seit ubuntu 9.04 und es lief immer tadellos jetz wo das softwarecenter überarbeitet wurde geht es mit ixconn nicht mehr zum glück habe ich deb pakete wie skype tvtime die ich über gdebi installieren kan.es gibt ja noch simpatik oder so da kann ich software installieren.
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