Ein handelsüblicher Bildschirm hat üblicherweise eine rechteckige Form. Daraus ergibt sich, dass dieser genau vier Seitenkanten und ebenso viele Ecken besitzt. Besonders bei der Arbeit mit der Maus können diese Kanten von besonderem Nutzen sein. Schaltflächen an Ecken und Kanten haben nämlich eine theoretisch unendlich große Anklickfläche, weshalb das Erreichen solcher Schaltflächen mit der Maus sehr erleichter wird. Die Arbeit wird erleichtert und beschleunigt, da weniger gut gezielt werden muss. Anzeige
Das Ganze hat übrigens auch einen Fachbegriff und wird Fitt’s Law oder Fitt’s-Gesetz genannt. Das Gesetz beschreibt, dass das Erreichen einer Zielfläche abhängig von deren Distanz und der Größe des Ziels ist. Heutzutage hat das Gesetz vor allem im Computer-Bereich Bedeutung, obwohl das Gesetz bereits vor der Einführung der Desktop-PCs das erste Mal beschrieben wurde, nämlich 1954 von Paul Fitts (siehe en.wikipedia.org).
Die Anwendung
Die Herausforderung für Software-Entwickler ist es nun, dieses Gesetz so weit wie möglich auszunutzen. Es gibt mehrere Beispiele, wie so eine Anwendung aussehen kann:
Bis Windows 2000 war der Windows-Startknopf zum Beispiel in der linken unteren Ecke nicht direkt anklickbar, da er einen nicht anklickbaren, ca. 1 Pixel-breiten Rand hatte. Mit Windows XP wurde das Problem dann beseitigt, sodass man die Maus einfach in die Ecke schieben muss, ohne genau auf den Knopf zu zielen.
Apples Mac OS X besitzt ein sogenanntes globales Menü, was bedeutet, dass sich das Menü bei allen Programmen am selben Ort befindet. Das Menü befindet sich am oberen Rand und liegt nach Fitt damit sehr günstig.
Seit der Einführung von Google Chrome scheinen nun auch die Browser-Hersteller darauf gekommen sein, dass es besser ist, wenn sich die Tabs am oberen Rand befinden. Bei Vollbild sind die Tabs bei Google Chrome und Mozilla Firefox 4 an der Oberkante des Bildschirms anklickbar. Dies ermöglicht, dass nicht besonders gut gezielt werden muss, da die Fläche nach oben „offen ist“, das heißt, keine Begrenzung hat und damit unendlich groß ist. Dies führt nach Fitt’s Law dazu, dass die Zeit zum Erreichen des Ziels kurz bleibt.
Fitt’s Law-kompatible Browser unter Linux
Unter Linux ist das Ganze leider nicht so einfach. Dazu gibt es zwei Gründe.
- Der GNOME-Desktop hat eine Leiste oben
- Die meisten Browser verwenden die systemeigenen Fensterrahmen, was dazu führt, dass sie eine Titelleiste besitzen.
Man kann mit etwas Bastelarbeit aber auch unter Linux zum „Windows-Ergebnis“ kommen, das ich für mich persönlich ideal finde. Dazu muss man erst dafür sorgen, dass sich am oberen Bildschirmrand kein Panel befindet. Entweder man verwendet KDE oder aber man schiebt das Panel nach unten bzw. entfernt es und steckt alles, was man so brauch, in ein Panel (oder alternativ in ein Dock).
Das zweite Problem ist der Browser. Entweder man verwendet Chrome/Chromium, oder Firefox 4. Bei Firefox ist allerdings etwas Zusatzarbeit notwendig. Eine Anleitung dazu, wie man die Firefox-Titelleiste nach oben bringt, wurde heute auf webupd8.org veröffentlicht. Ich hab sie ausgetestet und es funktioniert eigentlich ganz gut, wenn auch nicht perfekt. Für meine Zwecke reicht es aber.
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die lösung das panel nach unten zu verschieben, führt dagegen aber dazu, dass man längere wege zwischen oben und unten hat. ich habe alles dagegen nach oben gelegt, da ich damit besser klarkomme. auch wandern die augen so nicht so oft.
welche programm-leiste (die mit den icons unten) nutzt du, ist das dockbarx ist wie das heist?
Ja, das ist avant-window-navigator mit dem dockbarx-Plugin. Richtig erkannt 😉
Ich hab mein Feuerviech eigentlich fast die ganze Zeit im Vollbildmodus und da ich bereits Version 4 nehme, funktioniert es dennoch. Meine beiden unteren Ecken im System sind übrigens aktive Ecken: links die Fensterübersicht und rechts die Arbeitsflächenübersicht 🙂
Ja Vollbild funktioniert natürlich auch. Allerdings hat man da den Nachteil, dass der Wechsel zu anderen Programmen nicht so simpel ist. Außerdem stört es mich, wenn sich durchaus die Leiste ein- und ausblendet und dabei den ganzen Inhalt der Seite verschiebt.
iPoesc hat mich auf eine prima Idee gebracht. Vielen Dank für den Artikel!
Da sind aber ein paar ganz harte Formulierungsfehler drin!
[…]sodass man die Maus einfach in die Ecke schieben __muss__, ohne genau auf den Knopf zu zielen.[…]
Auch die Überschrift ist nicht so galant: Warum Ecken und Kanten am Desktop genutzt werden sollten
Zumal das Nutzen der Seiten meist nicht zu empfehlen ist, da diese sehr oft ungewollt erreicht werden.
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Außerdem habe ich das Gefühl das sich das Globalmenü nicht Fitts-Law konform ist. Oder täusche ich mich? Schließlich vergrößern sich dadurch die Distanzen.
Und bei Chrome im Vollbild konnte ich bisher noch nie feststellen das die Tabs oben sind, die werden ja ganz ausgeblendet! Außerdem ist die Fläche nicht unendlich groß, schließlich befindet sich über den Tab (Chrome) die Fensterleiste. Oder gilt das nur für Win bzw. Mac? Das ist aus dem Artikel nicht schlüssig! wenn du das differenzieren könntest wäre das ganz toll!
Sehr schönes Seitenlayout, ist das neu?
Hallo Das Wort!
Also die obere GNOME-Leiste stört das Konzept, denn man kann nicht einfach nach ganz oben fahren. Deshalb hab ich persönlich nur eine Leiste am unteren Rand. Die Tabs in Chromium reichen so bis an den oberen Rand, so wie es Chrome, Firefox auch unter Windows machen.
Das Globalmenü erfüllt insoweit Fitts Law, da die Fläche, die du mit der Maus erreichen kannst, theoretisch unendlich groß ist. Klar ist da oben der Rand, aber die Hand, die auf der Maus aufliegt kannst du auch unendlich nach oben ziehen und das ist ja das, was zählt. In meinen Augen haben Tabs oberhalb der Menüleiste nur dann Sinn, wenn man sie auch durch „einfach nach oben schieben“ erreichen kann. Muss man erst zielen, so sind Tabs unten besser, da der Weg kürzer ist. Ansonsten überwiegt der Vorteil der theoretischen unendlichen Fläche.
Genug differenziert? 😉
@boxl: hab ich auch gemacht. Wenn Browser schon ihre Tabs oben haben, die Maximieren/Minimieren/Schließen-Schaltflächen oben sind und der „normale“ Europäer von oben nach unten ließt, ist das auch die sinnvollste Lösung.
@Artikel: ja, das ist wirklich wichtig. Die Kanten werden eigentlich nirgends richtig genutzt, hier 2 Ausnahmen:
Opera’s Sidebar und Firefox (Plugin) All-in-One-Sidebar
Aber ich muss auch sagen, was ich in Ubuntu an Windows XP/2000 zuerst vermisst habe, ist dass man die Maus einfach nur nach rechts oben bewegt und IMMER auf der „Schließen“-Schaltfläche landet