Google behauptet von sich selbst immer wieder, dass man offene Standards unterstütze und gegenüber proprietären Formaten bevorzuge. Google-Produkte unterstützen aber gerade die so wichtigen, freien Standards für Dokumente nur unzureichend. Dagegen verwendet Google Docs bevorzugt das eigene, proprietäre Format für Dokumente.

Das .gdoc-Format

Dokumente, die in Google Docs erstellt werden, werden normalerweise weder als Office Open XML, noch als ODF gespeichert. Stattdessen verwendet Google dafür sein eigenes, proprietäres Format für Dokumente – .gdoc. Währen die Microsoft-Formate noch relativ gut von Google Docs unterstützt werden, sieht es bei ODF-Dokumenten aber weniger rosig aus.

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So ist es in Google Docs/Drive beispielsweise möglich, Microsoft-Formate wie .docx oder .doc ebenso wie Google-eigene proprietäre Formate im Browser zu betrachten. Freie Formate, wie zum Beispiel das .odt-Format für Textdokumente können nicht im Browser betrachtet und ebenfalls nicht in Google Docs bearbeitet werden. „Keine Vorschau verfügbar“ heißt es.

Keine Vorschau für freie Dokumentstandards

Keine Vorschau für freie Dokumentstandards

Das ist schade, denn es scheint keine technischen Gründe für das Nichtvorhandensein einer Vorschaufunktion zu geben. So ist es mit Google Docs beispielsweise möglich, dort erstellte Dateien als OpenDocument-Datei herunterzuladen oder hinaufgeladene Dateien ins Google-eigene .gdoc-Format umzuwandeln.

In „Google Docs“ erstellte Dateien als ODF exportieren

In „Google Docs“ erstellte Dateien als ODF exportieren

Google möchte wohl den Lock-In-Effekt nutzen, um verstärkt Nutzer an sich zu binden. Ein eigenes, proprietäres Format für Dokumente ist da wohl das effektivste Mittel der Wahl.

Microsoft macht es besser

Selbst Microsoft unterstützt mit der kürzlich erschienen Microsoft Office-Version 2013 ODF ziemlich gut. Dokumente des ODF 1.2-Standards können gelesen, bearbeitet und gespeichert werden. Das war in früheren Version nur eingeschränkt (2007, 2010) oder gar nicht (bis 2003) möglich.

Office 2003Office 2007Office 2010Office 2013
Binäre Formate
(.doc .xls .ppt)
Öffnen Bearbeiten SpeichernÖffnen Bearbeiten SpeichernÖffnen Bearbeiten SpeichernÖffnen Bearbeiten Speichern
Transitional
Open XML
Öffnen Bearbeiten SpeichernÖffnen Bearbeiten SpeichernÖffnen Bearbeiten SpeichernÖffnen Bearbeiten Speichern
Strict Open XML Öffnen BearbeitenÖffnen Bearbeiten Speichern
ODF 1.1Öffnen Bearbeiten SpeichernÖffnen Bearbeiten SpeichernÖffnen Bearbeiten
ODF 1.2Öffnen Bearbeiten Speichern
PDFSpeichernSpeichernÖffnen Bearbeiten* Speichern

* PDF wird nicht direkt bearbeitet, sondern vorher ins Microsoft Office-Format umgewandelt

Was hat Google vor?

Das ODF-Format ist auf dem Vormarsch, denn selbst Microsoft unterstützt selbiges mit neueren Office-Versionen ziemlich gut. Warum also zieht Google nicht mit und unterstützt das freie Dateiformat ähnlich gut wie proprietäre Dateiformate bzw. das ebenfalls freie Microsoft Office-Format OOXML?

Seltsam an der Sache ist auch, dass es früher mal möglich war, ODF-Dokumente direkt mit Google Docs zu bearbeiten. Diese Funktion wurde allerdings ohne Nennung von Gründen plötzlich entfernt. Auf Nachfragen im Google-Forum, was denn mit der ODF-Unterstützung passiert sei, reagiert Google nicht. Was meint ihr? Wird die Unterstützung für ODF zurückkommen? Was haltet ihr von Googles Politik?

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4 Kommentare

  1. Mir hat dies, ebenso wie ein paar andere Dinge die Google in jüngerer Zeit getan hat, geholfen vom Dienst weg zu kommen. Inzwischen nutze ich Google fast gar nicht mehr, auf jeden Fall ohne Account.
    Prinzipiell ist GDocs ein genialer Service, an Alternativen kenne ich nur Zoho. Ich hoffe das Google sich irgendwann wieder an das alte „don’t be evil“ erinnert und freie Formate, ebenso wie Chromium in Zukunft besser unterstützt.

  2. Ich kann mir vorstellen, dass das vernünftige Gründe haben könnte. Das ODT-Format ist ja nicht gerade dafür bekannt, dass es zufriedenstellend erfüllt wird. Kein Editor kommt da wirklich gut ran, so dass ein ODT-Dokument eben ja nach Software und Plattform sehr unterschiedlich aussehen kann. Ich kann mir daher vorstellen, dass die Direktunterstützung nicht die Anforderungen der Qualtiätssicherung entspricht.

    Dies soll keine Verteidigung oder Rechtfertigung sein, nur eine Hypothese. Immerhin war Google ein großer Verfechter des OD-Formats. Auch bei den HTML-5-Video-Codecs hat sich Google für eine freiere Variante stark gemacht – und sogar den besten Kandidaten selbst finanziert und ins Rennen geschickt. Hier einen Vendor-Lockin zu sehen finde ich daher und aufgrund der aktuellen Faktenlage doch etwas weit gegriffen. Aber wir werden sehen.

  3. @Sebastian: Das mit dem Vendor-Lockin ist natürlich auch nur eine Vermutung meinerseits. Wie es in Wirklichkeit ist, weiß wohl nur Google. Fakt ist, dass die ODF-Unterstützung früher besser war als heute und dass es auch Microsoft schafft, ODF-Dateien anzuzeigen und zu bearbeiten. Ich muss dazu sagen, dass ich Office 2013 selbst noch nicht ausprobiert habe und auch nicht weiß, wie Office 2013-ODFs z.B. in LibreOffice aussehen.

  4. Das Google ein eigenes Format für GDrive entwickelt ist jetzt nicht überraschend. Ich denke die Anforderungen an ein Dateiformat im Rahmen einer Cloud-Lösung sind einfach unterschiedlich. Mal ein Beispiel: Google entwickelt angeblich gerade eine Methode, dass .gdoc Dateien lokal auf dem PC durchsuchbar werden. Das ist insofern interessant, weil diese Dateien auf dem PC eigentlich nur Verknüpfungen zur Online-Version sind.

    Stimme hier jedenfalls meinen Vorrednern zu, Google Drive ist ein großartiges Produkt, aber offene Standards sind einfach notwendig und müssen gefördert werden. Auch ich bin mittlerweile seit einiger Zeit „google-frei“.

  5. Pingback: Stellt Google Gmail ein? – Sebastians Blog

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